Mit einer millionenschweren PR-Kampagne kämpft ein verstossener Scheich um die Macht im Golf-Emirat Ras al-Chaima und versucht offenbar, westliche Medien und Politiker zu manipulieren. Das Nachrichtenmagazin «Spiegel» publizierte ein adeliges Drama aus dem Orient: Der greise Herrscher liegt im Sterben, nacheinander treten die Söhne an sein Krankenbett, darunter auch der seit Langem verstossene Erstgeborene. Alle versuchen sie, ihren Anteil an seinem Reich zu bekommen. Der Ausgestossene will sogar das ganze Erbe für sich allein zurück. Doch der Alte erkennt seine Söhne schon nicht mehr. Verwechselt Mohammed mit Faisal und Chalid mit Saud.
Seit Ende April liegt Scheich Sakr Bin Mohammed Al Kassimi auf der Intensivstation, Herrscher seit 62 Jahren über das so unbekannte wie strategisch bedeutsame Emirat Ras al-Chaima. Über 90 Jahre soll der Scheich sein und damit der älteste Monarch der Welt. Nun aber todkrank, mit streitenden Söhnen am Sterbebett. Ras al-Chaima ist das nördlichste der sieben vereinigten Emirate, 100 Kilometer von Dubai entfernt, in unmittelbarer Nähe der Strasse von Hormus gelegen.
Das Emirat macht seit einiger Zeit sonderbare Schlagzeilen. Ras al-Chaima sei ein Knotenpunkt für den illegalen Handel mit Iran, berichten Zeitungen in den USA, in Israel und Kanada. Die Regierung fördere Teherans Atomprogramm, auch diene das kleine Reich als Operationsbasis für iranische Terrorzellen. Diese hätten etwa versucht, das höchste Gebäude der Welt zu sprengen, den Burdsch Chalifa in Dubai. Wegen der unklaren Sicherheitslage sei überdies die Segelregatta America`s Cup vor Ras al-Chaima abgesagt worden.
Diese Schlagzeilen sind vermutlich aber kein Zufall, sondern Teil einer hochprofessionellen Lobby- und Medienkampagne, die der vor sieben Jahren als Kronprinz abgesetzte Scheich Chalid Bin Sakr gegen seinen Bruder Saud führt. Chalid will sich als Mann Washingtons aufbauen und durch Warnungen vor der iranischen Gefahr sein Emirat zurückgewinnen, schrieb der «Spiegel» weiter. Scheich Chalid, der gestürzte Kronprinz, hat das Geld für PR-Kampagnen.
Scheich Chalid liess sich in der US-Hauptstadt Washington als Kunde registrieren. Im Juli 2008 schloss er einen Vertrag mit der Agentur California Strategies. Er zahlte seither mehr als 3,7 Millionen Dollar an sie. Die PR-Firma verpflichtete sich, eine «diplomatische Kampagne» zu planen, die Scheich Chalid als «positive Führungspersönlichkeit» aufbaut. So weit der Bericht des «Spiegels».
Dienstag
06.07.2010



