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Montag
20.04.2015

TV / Radio

«En Garde» am Freitag im Zürcher Aura

«En Garde» am Freitag im Zürcher Aura

«Möge die Macht mit dir sein»: Der TV-Wirkungstag oder zu Neudeutsch «Screenforce Day» war ein ungewöhnlicher Anlass. Das Publikum wurde dazu animiert, mit Lichtschwertern zu spielen, kontroverse Äusserungen wie «Target-Marketing funktioniert nicht» wurden gemacht und Quizshows, die im Kreissaal ablaufen, vorgestellt.

Der TV-Wirkungstag, der von Vermarktern aus der DACH-Region durchgeführt wird und dank Goldbach Media zum ersten Mal in der Schweiz stattfand, wurde pünktlich zur Premiere in Zürich in «Screenforce Day» umbenannt. «Bei Ihnen fangen wir sexy an. Sexy Swissness», kommentierte RTL-Moderator Wolfram Kons, der zackig und humorvoll durch den Anlass im Aura am Freitag führte.

Ein Highlight war die Präsentation von Nahost-Experte Ulrich Tilgner. «Die Macht der Bilder» birgt auch ein Gefahrenpotenzial, zeigte er dem Publikum, das auf einmal ganz still wurde, mit Bildern aus Kriegs- und Krisengebieten. «In Bagdad ist mir aufgefallen, dass die Ziele der Bombardierungen den Journalisten angepasst wurden», so Tilgner. «Die Explosionen waren exakt auf die Zeiten getimt, in denen die Korrespondenten auf Sendung waren.»

Gerade bei Bildern aus Kriegs- und Krisengebieten sei es wichtig, kompetente Personen zu haben, die diese interpretieren können. «Da immer mehr Korrespondentenstellen gestrichen werden, wird das immer schwieriger», hielt Tilgner ein starkes Plädoyer für ein dichteres Korrespondentennetzwerk.

Tilgner zeigte Bilder der Whistleblowerin Chelsea (Bradley) Manning, die einen Angriff auf eine Gruppe von unbewaffneten Menschen zeigen. «Das ist die Ohnmacht der Bilder», schloss er seinen Vortrag stark und zum Nachdenken anregend.

Ganz anders im Ton war der Vortrag von Virginia Mouseler, Geschäftsführerin von The Wit, der Agentur für Programmbeobachtung und TV-Trendforschung. Sie zeigte, dass Reality- und Castingshows immer noch ganz oben in der Gunst des Publikums stehen.

Mouseler stellte einige ungewöhnliche neue Formate vor, die beim Publikum Belustigung auslösten. Wie die Quizshow «Labor Game», bei dem nur Frauen, die gerade am gebären sind, mitmachen können. Bei der Extremshow «The Raft» werden die Teilnehmer auf einem Floss mitten im Meer ausgesetzt und müssen dort überleben.

Moderator Wolfram Kons wollte von den Anwesenden wissen, ob sie denn bei diesen Sendungen als Kandidaten mitmachen würden. Bei «The Raft» hielt immerhin jemand sein Lichtschwert hoch, um zu signalisieren, dass er sich eine Teilnahme vorstellen könnte.

Auch Byron Sharp, Direktor des Marketing-Instituts der Universität South Australia, bezog das Publikum mit ein und bat es, ein paar Gedankenspiele mitzumachen. Er warf einige Konzepte, wie Marken wachsen können, über den Haufen. Seine Botschaft «Vergessen sie Target-Marketing» kam wohl nicht bei allen anwesenden Vermarktern, Marketing- und Medienleuten gut an. Aber Sharp war nicht gekommen, um Freunde zu machen, sondern um die Wichtigkeit von wissenschaftlichen Methoden zu betonen.

Ob wir ohnehin zu viele Freunde haben, fragte sich Willibald Müller, Management Consultant der Strategieberatung Companion, der über die neue Realität der Kommunikation im Social Web sprach.

Christian Rietz, Geschäftsführer der Gesellschaft für User Experience, stellte das Fernsehen, um das es an dem Anlass ja eigentlich ging, wieder in den Vordergrund. Er betrachtete TV als Motor für Web Traffic und Word of Mouth.

Stephan Arbanowski vom Fraunhofer Institut überlegte, wie wir in Zukunft überhaupt fernsehen. Und Dean Donaldson, Global Innovation Consultant, blieb gleich in der Zukunft und stellte die These auf, dass Prime-Time bald Real-Time Play-Time wird.

Martin Krapf, ehemaliger Geschäftsführer von IP Deutschland zeigte zum Schluss internationale Entwicklungen von TV als Werbemedium auf.