Spätestens seit den Präsidentschaftswahlen in den USA ist bekannt, dass sogenannte Social-Bots-Wählerinnen und -Wähler erfolgreich beeinflussen können. Nun steht auch die Alternative für Deutschland (AfD) unter Verdacht, im harten Wahlkampf auf die ethisch fragwürdige Unterstützung programmierter Bots zu zählen.
«Recherchen von faz.net deuten darauf hin, dass ausgerechnet die AfD, die in den sozialen Netzwerken so erfolgreich agiert wie keine andere Partei, neue Wege beschreiten könnte», so berichtete die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» am Dienstag.
Social Bots sind Programme, die sich in sozialen Netzwerken, etwa Facebook oder Twitter, wie echte Menschen bewegen und verhalten. Die Phantasie-Identitäten sind darauf programmiert, ganz bestimmte Inhalte zu teilen, Gruppen zu erstellen oder Kommentare, Bilder und Videos mit einem «gefällt mir» zu markieren.
So kann eine politische Message deutlich schneller verbreitet werden, als wenn ein Mensch jedes Video und jeden Text manuell teilen müsste. Zudem erwecken die als Menschen getarnten Social Bots den Eindruck, dass eine Partei mehr Anhänger hat, als wirklich vorhanden sind. Das macht sie zum perfekten, wenn auch ethisch sehr fragwürdigen Wahlhelfern.
Die Recherchen von faz.net lassen darauf schliessen, dass die AfD über ein riesiges Bots-Netzwerk verfügen könnte, die über Facebook Wählerinnen und Wähler beeinflussen. Hinter mutmassliche Facebook-Nutzern, die mit Namen wie «Anja Bahl», «Norbert Bill» oder «Maria Wagenfeld» im Netz aktiv unterwegs sind, könnten sich demnach Social Bots verstecken.
«Sie teilen die meiste Zeit mechanisch Beiträge anderer Nutzer, oft Beiträge von Profilen, die ebenfalls unter Verdacht stehen, Bots zu sein», schreibt faz.net. Zudem hätten diese Profile einen «äusserst unpersönlichen Charakter», will heissen kein Profilbild eines echten Menschen und keine Angaben zur Person. Stattdessen zieren das AfD-Parteilogo oder Wahlkampfplakate der AfD die Profile von «Anja Bahl» und Co.
So wurden die Facebook-Gruppen «Dr. Frauke Petry-FanCLUB», «Björn Höcke - FanCLUB», «AfD 51 % - das ist unser Ziel!!!» und viele mehr von mutmasslichen Bots gegründet. Allein die Gruppe «Dr. Frauke Petry-FanCLUB» zählt 21 500 Mitglieder - darunter auch Frauke Petry.
Bis am 24. Januar sei Markus H., ein tatsächlich existierendes AfD-Mitglied, noch als Moderator in 30 der mutmasslich von Bots verwalteten Gruppen eingetragen gewesen. Doch die Recherchen von faz.net könnten ihn zum Rückzug bewogen haben. Nach einer Nachfrage der Zeitung habe Markus H. die Moderationsfunktion ausgeschaltet.
Christine Anderson, Sprecherin des AfD-Kreisverbands Limburg-Weilburg, sei ebenfalls als Moderatorin in mehreren Gruppen aktiv gewesen, was sie gegenüber faz.net bestätigt habe. Nachdem sie eine Seite, die von «Norbert Pillmann» errichtet wurde, besuchte, habe sie sich mit «Pillmann» in Verbindung gesetzt. «Ich hatte schon den Eindruck, da ist eine Person. Ob diese Person unter diesem Namen real existiert, da habe ich aber ernsthafte Zweifel», sagte Anderson.
Die AfD-Führung teilte der faz.net indessen mit, die Partei verwende «selbstverständlich keine Bots und plant auch nicht, dies im anstehenden Wahlkampf zu tun».