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Freitag
12.02.2010

Der Obwaldner Multi-Künstler Luke Gasser ist für seine urchigen Geschichten und Filme bekannt, verwurzelt in der Innerschweiz. Nun hat er in gewohnter Manier eine derbe Episode um den Raub des Entlebucher Banners im Jahr 1381 in Bilder gebannt. Rüdige Obwaldner Gesellen bemächtigen sich mit roher Gewalt der Fahne und gehen dabei drauf.

Parallel zu dieser mörderischen Auseinandersetzung erzählt Gasser, wie ein Brett mit Nägeln, Skelette und besagtes Banner heutzutzage von Ausgräbern zutage gefördert wird. Dabei spielen eine Archäologin (Irène Ludin), ein Standortmanager (René Rindlisbacher) und ein Staatsarchivar (Polo Hofer) die Hauptrollen. Doch es sind viele urchige Charakterköpfe aus der Innerschweiz, die diesem archaischen Bilderwerk sein Gesicht geben.

Gesichter und Landschaften profilieren den Film. «Landschaft prägt Gesichter», meint Gasser fast lakonisch gegenüber dem Klein Report. In knapp drei Wochen hat der Musiker, Autor und Filmer eine aktionsreiche, abenteuerliche Schnitzeljagd zwischen zwei Zeiten an Originalschauplätzen - in Obwalden, im Entlebuch und im Tessin - inszeniert. Gekostet hat das bildstarke erratische Abenteuer mit mystischen Anleihen gerade mal 500 000 Franken, halb so viel wie ein «Tatort» oder noch weniger.

«Die Nagelprobe», der vierte Spielfilm des Obwaldner Filmerzählers, ist ein Unikum - und eine Bravourleistung. Polo als Beamter sei sehr diszipliniert gewesen («als Berner hatte er den Beamtenslang drin») und Irène Ludin eine «bodenständige Schönheit», meint der Mann aus Lungern. Von Beruf jobbt die Ludin als Sachbearbeiterin im Konkursamt, erfuhr der Klein Report.

In drei Jahren habe er die Geschichte entwickelt, anfangs sei die Finanzierung sehr schwierig gewesen, berichtete Luke Gasser, der auch hier wieder Musik und Gesang beisteuerte und einen Mini-Auftritt einbaute. Die Kantone sperrten sich, dann stieg das Fernsehen ein und sehr spät erst das Bundesamt für Kultur. «Das ist doch klar: Die Schweiz ist zu klein, um einen Film über den Markt zu finanzieren», bilanziert der unverdrossene Film-Selfmademan Gasser. Erst recht, wenn er wie «Die Nagelprobe» so tief in der Innerschweiz verwurzelt ist.

Vorpremieren finden in Luzern (26. Februar) und in Spiez (28. Februar) statt. Kinostart ist am 4. März. Und im Herbst kommt ein weiterer Gasser-Film in die Kinos: «Bodmers Reise», eine Dokumentation über den bekannten Schweizer Indianermaler.