Der britische Filmregisseur Ken Loach wurde am Freitagabend mit dem diesjährigen Ehrenleoparden des Filmfestivals Locarno ausgezeichnet. Der undotierte Preis wurde ihm von seinem italienischen Kollegen Ettore Scola überreicht. Den Ehrenleoparden verleiht das Filmfestival Locarno jährlich an eine Persönlichkeit der Filmwelt für ihr Lebenswerk, die mit ihrem Filmschaffen massgeblich zur Erneuerung der Filmsprache, der Inhalte und der Ausdrucksformen des zeitgenössischen Kinos beigetragen hat.
Der 1936 geborene Loach studierte zunächst Rechtswissenschaft, bis er zum Fach der Theaterregie wechselte. 1963 begann seine Arbeit für die BBC. Drei Jahre später drehte er mit Tony Garnett, der bis Ende der 70er Jahre alle seine Filme produzierte, den Dokumentarfilm «Cathy Come Home» über Obdachlose im Süden Londons, der massive Reaktionen auslöste. Darauf folgten «Poor Cow» (1967), «Kes» (1969), «Family Life» (1971) und weitere 14 Kinofilme, die alle vom Patriarchat und von politischen Hierarchien handeln, später auch von revolutionären Bewegungen. In Filmen wie «Ladybird, Ladybird» (1994) oder «Sweet Sixteen» (2002) etwa zeigt Loach verzweifelte Individuen in ihrem familiären oder gesellschaftlichen Umfeld. Soeben hat er in Schottland die Dreharbeiten für seinen neuen Film «A Fond Kiss» abgeschlossen.
Loach machte bei der Preisübergabe klar, dass er ein militanter Filmschaffender geblieben ist. «Der Sozialismus ist tot», sagte er in Locarno gegenüber der Presse, «die Welt wird von multinationalen Gesellschaften kontrolliert.» Den britischen Premierminister Tony Blair verglich er mit Berlusconi; beide gehörten zur «neuen Rechten».
Freitag
15.08.2003