Bei einem Treffen mit den Medien im Rahmen des Festivals von Locarno sprach Bundesrat Alain Berset über die Erfolge und Chancen des Schweizer Films.
Dabei legte er auch die wichtigsten Eckpunkte der Kulturpolitik des Bundes in den kommenden Jahren dar: die Flexibilisierung der Förderungssysteme, die Bewältigung des digitalen Wandels, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Umgang mit dem Kulturerbe, die Frage der Nachhaltigkeit sowie das Zusammenspiel der verschiedenen Förderinstanzen.
Sehr konkret wurde es dabei noch nicht. Aber diese sechs Themenfelder bilden die Grundlage der «Kulturbotschaft für die Jahre 2025 bis 2028», die zurzeit erarbeitet wird, wie das Bundesamt für Kultur BAK mitteilt.
Drei Werke in Cannes und elf Filme an der Berlinale zeugen in diesem Jahr bereits vom Erfolg des Schweizer Films. Ausserdem fand die Schweiz als Ehrengast am Animationsfilm in Annecy internationale Beachtung.
Und die Investitionen in den Schweizer Film werden steigen, wie das Volk mit der Annahme der Filmgesetzrevision im Mai durchgewunken hat. Dadurch dürfte die Konkurrenzfähigkeit des Schweizer Films gestärkt werden, wenn auch die Streaming-Anbieter mehr Schweizer Stoffe produzieren müssen.
Parallel zur zunehmenden Bedeutung der Streaming-Plattformen verläuft allerdings ein markanter Publikumsschwund in den Schweizer Kinosälen. Die Pandemie hat hier eine Entwicklung weiter beschleunigt, die bereits davor im Gang war.
Die Kulturförderungsinstitutionen müssten deshalb «künftig gemeinsam Lösungen finden, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern», wurde beim bundesrätlichen Austausch in Locarno klar. Dies betreffe insbesondere den Bereich der sozialen Sicherheit. So habe ein Drittel der selbstständig erwerbenden Kulturschaffenden neben der AHV keine Altersvorsorge.
Auch bei der Gleichstellung der Geschlechter bestehen Defizite, etwa bei der Besetzung von Führungspositionen oder den Löhnen. Um all diese Situationen zu verbessern, sollten die Fördermodelle «dynamischer und flexibler ausgestaltet werden». Es gelte, den kreativen Prozess als Ganzes zu betrachten und die Unterstützung nicht nur auf das fertige Werk zu fokussieren.
Für die Zukunft sieht Berset eine verstärkte Zusammenarbeit und Koordination zwischen den verschiedenen staatlichen Ebenen als Notwendigkeit. Gleichzeitig sollen die privaten Akteure und die Zivilgesellschaft besser eingebunden werden. Bundesrat Berset betonte zudem die Bedeutung und das grosse Engagement von Laien in der Kultur.
Derzeit wird die Kulturbotschaft für die Förderperiode 2025 bis 2028 mit ihren Leitlinien erarbeitet. Im Frühling 2023 wird die Kulturbotschaft dem Bundesrat vorgelegt, bevor sie anschliessend in die Vernehmlassung geht.