Der Film «Der letzte Tango von Paris» von Bernardo Bertolucci war 1972 ein Sensationserfolg und ist heute ein Klassiker. Die Story handelt von einem Amerikaner und einer jungen Französin, die sich in einer Pariser Wohnung zu Gesprächen und Sex treffen.
Der weltweite Kinohit polarisierte die Kritik. Viele redeten von einem Meisterwerk. Andere haben einige Sexszenen als inakzeptabel und erniedrigend empfunden.
Vor allem eine Szene, wo Marlon Brando seine Gespielin Maria Schneider mit Butter für einen Akt präpariert. Heute weiss man, dass diese entscheidende Szene ohne Einwilligung der jungen Maria Schneider gedreht worden ist.
In einem Video, das im Jahr 2013 aufgenommen wurde, erzählt Bertolucci, dass die umstrittene Szene nicht im Drehbuch stand. Es gab davor kein Einverständnis von Schneider, auch wenn Brando sie in der Realität nicht penetriert hat. «Ich wollte ihre Reaktion als Mädchen und nicht als Schauspielerin», sagt Bertolucci in dem Video über seine Beweggründe. «Ich wollte, dass sie sich beschämt und erniedrigt fühlt. Ich glaube, sie hat mich und Marlon gehasst, weil wir ihr nichts von der Butter erzählt haben.»
Tatsächlich hat Maria Schneider später erzählt, dass sie sich vergewaltigt gefühlt habe. Ihre Karriere ist bis zu ihrem Krebstod 2011 nie mehr richtig in Gang gekommen.
Dieser Umgang zwischen dem Altstar Brando aus Hollywood und der Novizin Schneider soll nun selbst zu einem Filmthema werden, und zwar in einer Serie. Bernardo Bertolucci und Marlon Brando hätten sich «im Ruhm gesonnt, während der Schmerz von Maria vernachlässigt wurde», sagte José Padilha gemäss dem Portal «Deadline» in Hollywood. Der Brasilianer wird in der Serie Regie führen, gemeinsam mit der Zürcherin Lisa Brühlmann.
«Tango» erzähle «die Geschichte von zwei Männern, die eine junge und unerfahrene Frau missbrauchen, nicht für Sex, sondern für die Kunst». Es soll die «Moral von Kunst, ein wichtiges, aber oft vernachlässigtes Thema», erkundet werden.
Die Serie beleuchtet die Vorgänge 18 Monate vor, während und nach dem Filmdreh. Sie soll die Ereignisse aus der Perspektive von Schneider, Brando und Bertolucci erzählen.
Die Zürcherin Lisa Brühlmann hat ihren Durchbruch 2018 mit «Blue My Mind» feiern können. Der Coming-of-Age-Film wurde in sieben Kategorien für den Schweizer Filmpreis nominiert und hat in drei gewonnen: bester Film, bestes Drehbuch und beste Hauptdarstellerin.
Das öffnete Brühlmann die Tore zur internationalen Szene. Sie konnte in London und Hollywood einzelne Folgen zu Serien drehen und wurde 2019 mit «Killing Eve» für einen Primetime-Emmy in der Kategorie «Regie für eine Dramaserie» nominiert.
2021 wurde Lisa Brühlmann mit der Regie einer vierteiligen BBC-Serie nach dem Roman «The Girl before» von JP Delaney betraut.