Eine mehrteilige Enthüllungsstory aus der Feder eines Rechercheteams des Onlinemagazins «Republik» sorgt in diesen Tagen für Aufsehen.
Die Artikel tragen reisserische Titel wie: «Unia: Die Affäre Burger», «Unia: Zentralist*innen gegen Lokalstrukturen» oder «Wie sich die Unia in einen rücksichtslosen Konzern verwandelt hat» und sind voller bissiger Anekdoten über die grösste Gewerkschaft der Schweiz.
Die grösste Enthüllung steckt aber nicht etwa im Inhalt, sondern am Ort der Veröffentlichung.
Auf republik.ch sucht man vergebens nach Sätzen wie: «Mindestens so verstörend wie viele Aussagen war das Klima, in dem die Gespräche stattfanden. Die Angst vieler Interviewpartner, die manchmal an Paranoia grenzte.»
Stattdessen ist es die politisch links ausgerichtete Informations-Plattform barrikade.info, welche die Unia-kritischen «Republik»-Storys an die Öffentlichkeit gezerrt hat und nun stückweise veröffentlicht. Bislang gingen vier Artikel online, zuletzt am Mittwoch, 22. März 2023.
Es handle sich um eine «Artikelreihe des ‚Republik‘-Magazins, welche jedoch nie erschien. Wir haben uns dazu entschlossen, die Artikel zu prüfen und fortlaufend zu veröffentlichen», heisst es im Begleittext.
Man habe der «Republik» die Chance gegeben, die Artikel selbst zu überarbeiten und zu veröffentlichen — dies habe das Onlinemagazin jedoch abgelehnt.
Was auch auffällt: Die Unia-Storys werden ohne Autorenangabe veröffentlicht. «Wir haben uns dazu entschlossen, die Namen der Autoren sicherheitshalber zu entfernen», so die Informations-Plattform barrikade.info.
Barrikade.info bezeichnet sich selber als offene Informations-Plattform, auf der alle Personen und Gruppen aktuelle Nachrichten, Analysen und Debatten aus einer «emanzipatorischen und revolutionären Perspektive» verbreiten können.
«Die Webseite wird von einem Kollektiv betreut. Dabei besteht der Anspruch, als Plattform nicht nur für, sondern auch Teil der aktuellen revolutionären Kämpfe in der Deutschschweiz zu sein. Barrikade.info ist nach dem Ende der Indymedia-Schweiz-Webseite entstanden und hatte das Ziel, die dadurch entstandene Lücke zu füllen», heisst es im Selbstporträt mit kämpferischem Unterton weiter.
Warum aber barrikade.info derzeit nicht etwa den grossen Konzernen der Wirtschaft, sondern der Gewerkschaft Unia die Leviten liest, bleibt für Aussenstehende im Verborgenen.