Content:

Dienstag
19.03.2024

Marketing / PR

Geschäftsführerin und Verwaltungsrätin Jasmina Ritz möchte auch Baden und Wettingen in die Finanzierung einbinden... (Bild: zVg)

Geschäftsführerin und Verwaltungsrätin Jasmina Ritz möchte auch Baden und Wettingen in die Finanzierung einbinden... (Bild: zVg)

Die Standortmarketing-Organisation Limmatstadt AG steht auf der Kippe. Die Finanzen sind seit Längerem in Schieflage. Ein erneuerter Vorstand soll nun die Wende hinbekommen.

Der Klein Report sprach mit Geschäftsführerin Jasmina Ritz, die am letzten Dienstag an der vorgezogenen Generalversammlung in Schlieren neu in den Verwaltungsrat gewählt worden ist – gemeinsam mit Lara Albanesi, Verwaltungsdirektorin Kurtheater Baden, und Mario Okle, Gemeindepräsident Weiningen und CTO WEYTEC Unterengstringen.

Um die Zukunft der Limmatstadt AG zu sichern, sind nun Unternehmen und Gemeinden aus der Region gefragt. Was ist die Gegenleistung der Standortmarketingorganisation für die regionale Wirtschaft? 
Jasmina Ritz: «Wir nehmen Aufgaben wahr, die einzelne Unternehmen allein nicht können. Wir vertreten die Interessen des Limmattals auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel bei den kantonalen Standortförderungen und in der Politik. In diesem Sinne sind wir auch eine Lobby im Dienst der Region, zum Beispiel für eine S-Bahnstation Silbern oder für die Limmattalbahn, deren Abstimmungskampagne wir leiteten. Wir sorgen also dafür, dass unsere Region Gehör findet.»

Wie ist Ihre Organisation im Limmattal vernetzt?
Ritz: «Darüber hinaus pflegen wir intensiv Kontakte in die Wirtschaft, engagieren uns in den lokalen Wirtschaftsverbänden, machen Firmenbesuche und wissen, wo der Schuh drückt. Zudem zählen wir über 200 Aktionäre und Members und bieten der Wirtschaft damit ein spannendes, vielfältiges Netzwerk und Sichtbarkeit auf unseren Kommunikationskanälen.»

Welche konkreten Marketingmassnahmen realisiert die Limmatstadt AG? 
Jasmina Ritz: «Wir spannen ein Dach über die Region und positionieren sie unter der Marke ‚Limmatstadt. Raum für mehr‘. Dies ist Statement und Selbstverständnis zugleich. Wir verfügen über verschiedene Kommunikationsplattformen. Das Magazin ‚36km‘ und der wöchentliche Kulturnewsletter erreicht die Bevölkerung, mit dem täglichen Wirtschaftsnewsletter ‚punkt4‘ bieten wir der Limmattaler Wirtschaft Sichtbarkeit. Zudem schaffen wir Öffentlichkeit durch laufende Medienarbeit, Messeauftritte, Referate, Führungen und immer wieder neue Projekte.»

Wo sehen Sie noch Luft nach oben?
Ritz: «Ein Potenzial könnte im Kräftebündeln für gemeinsame, regionale Events liegen. Viele Aktivitäten bestehen schon, mit gemeinsamer Kraft könnten einzelne Anlässe mehr Wirkung erzielen und zusätzliches Publikum anziehen.

Bis Ende 2024 wird Balz Halter das Defizit decken, was er auch schon in den letzten Jahren gemacht hat. Welchen konkreten Finanzierungsbedarf hat die Limmatstadt AG ab 2025?
Jasmina Ritz: «Unsere Organisation (200 Stellenprozent) hat Ausgaben von rund 600’000 Franken jährlich. Gut die Hälfte generieren wir über Leistungsvereinbarungen mit den Gemeinden, Dienstleistungen für die Wirtschaft in den Bereichen Beratung und Promotion sowie jährliche Member-Beiträge. Der Finanzbedarf beziffert sich also auf rund 250’000 bis 300’000 Franken. Im Prinzip ein überschaubarer Betrag im Verhältnis zur Bedeutung dieses grossen und dynamischen Wirtschaftsraumes.»

Grund für die Neuaufstellung des Verwaltungsrats letzten Dienstag im Jed in Schlieren war ein gescheitertes Strategieprojekt, das die finanziell angeschlagene Limmatstadt AG mit dem öffentlich finanzierten Verein Regionale 2025 verknüpfen sollte. Wie hätte die Kooperation ausgesehen und was hätte sie in finanzieller Hinsicht gebracht?
Ritz: «Sie hätte Ressourcen gebündelt und die limitierten finanziellen Mittel effizient eingesetzt. Es ist verwirrend, wenn zwei Organisationen mit ähnlichen Zielen agieren und kommunizieren. Der Koordinationsaufwand wäre gesunken, die Botschaften aus einer Hand gekommen und es hätte die Chance bestanden, eine gemeinsame Vision zu verfolgen. Kurz, wir hätten mehr PS auf den Boden gebracht.»

Wieso ist die Kooperation gescheitert?
Jasmina Ritz: «Das weiss ich nicht genau. Fakt ist, das Strategiepapier fand keine breite Unterstützung. Unsere Absicht war, eine Diskussionsgrundlage zu schaffen, um die Strategieinhalte gemeinsam weiter zu schärfen. Soweit kam es leider nicht.»

Ist eine Kooperation mit anderen Organisationen denkbar oder geplant? 
Ritz: «Durchaus, wenn auch in anderer Form zum Beispiel in der gezielten Zusammenarbeit für bestimmte Themen. Grosses Potenzial sehe ich in einer verstärkten Kooperation mit den vier Wirtschaftsverbänden aus der Region. Sie haben im Anschluss an die GV bereits entsprechendes Interesse bekundet. Das wäre eine Win-Win-Situation.»

Was braucht es noch, um den Turnaround aus dem finanziellen Engpass zu schaffen?
Jasmina Ritz: «Damit eine regionale Standortförderung maximale Wirkung entfalten kann, braucht es alle Kräfte, auch alle Städte und Gemeinden. Ich hoffe, es wird gelingen, auch Baden und Wettingen zu gewinnen. Sie stellen einen wichtigen Teil in unserer Region dar und profitieren von der Dynamik des Gesamtraums. Ihr Mittun wäre ein wichtiges und willkommenes Signal.»