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Montag
14.06.2004

Bill Shapiros Büro im Time & Life Building in New York glich vergangene Woche mehr einem Labor als einem Redaktionsbüro. Darin hat er überformatige Bilder und Texte hin und her geschoben und zu einem Ganzen zusammengefügt, das im Hebst seine Widergeburt erleben wird: Die Zeitschrift «Life» wird gemäss einem Bericht der «New York Times» vom Montag nach seiner letzten Beerdigung im Jahre 1972 zu neuem Leben erweckt. Damals versetzten Vertriebskosten und der TV-Boom dem einst als Flaggschiff des Fotojournalismus bezeichneten Blatts den Todesstoss. Auch wenn es danach als wiederbelebte Leiche ein Schattendasein als Monatstitel, kurzzeitig wieder als Wochenblatt, als Buchreihe und reiner Kiosktitel ein nur noch kümmerliches Dasein fristete.

Damit soll es nun ein Ende haben: Das 1936 gegründete Magazin «Life» soll wieder an seine Glanzzeiten anknüpfen und in einer Auflage von 12 Millionen Exemplaren jeweils am Freitag in ganz USA Zeitungen beigelegt werden. Bei Time Inc. ist man zwar überzeugt, eine «low-cost, low-risk strategy» zu fahren, doch gilt das 20-Mio.-US-Dollar-Engagement des Medienkonzerns als nicht eben einfach, zumal das Beilagen-Business in den USA wohl relativ stabil geblieben, aber dennoch hart umkämpft ist und substanzielle Druck- und Vertriebskosten generiert. Allerdings sind die Medienmanager von Time Inc. überzeugt, dass in einer Zeit, in der Zeitschriften nur noch durchgeblättert werden, gerade «Life» einen hohen Aufmerksamkeitsgrad erzielen und damit wieder modern wird. «Es soll wie ein Diamant auf den Tisch fallen, wenn die Zeitung aufgemacht wird», zitiert die «New York Times» den künftigen Chefredaktor Bill Shapiro.