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Samstag
20.01.2018

Medien / Publizistik

Bei gleich 15 Lesern ist ein Leserbrief im «Lichtensteiner Vaterland» übel aufgestossen, der eine Gleichsetzung von Homosexuellen und Affen nahelegte. Da in der speziellen «Leserbriefkultur» im Ländle auch mal hefig vom Leder gezogen werde, kommt die Zeitung um einen Presserat-Rüffel herum.

Der unter dem Titel «Auf die Bäume ihr Affen» im August publizierte Leserbrief hat für den Schweizer Presserat den Berufskodex der Journalisten «knapp nicht verletzt». Die Aussagen des Schreibers seien zu wolkig, um ihn konkret packen zu können. Manches stehe «unverbunden nebeneinander und Anstössiges tönt er nur an».

Zudem berücksichtigte der Presserat in seiner milden Schlussfolgerung die spezielle «Leserbriefkultur in Liechtenstein». Der «Vaterland»-Chefredaktor Partrik Schädler verteidigte den Abdruck des Briefs damit, dass in den Leserbriefspalten im «Ländle» sehr viel reger diskutiert werde als in der Schweiz. Die Leser erwarten laut Schädler, dass die Redaktion so wenig wie möglich eingreife. Das «Vaterland» lehne Briefe der Leser nur ab, wenn sie ehrverletzend oder strafrechtlich relevant seien.

Dieser lebendige Leserbriefdiskurs lässt sich auch in diesem Fall rekonstruieren: Der beanstandete Leserbrief nimmt direkt Bezug auf einen Brief vom Vortag. Darin schrieb eine Leserin über ihren Besuch einer Ausstellung, in der es um die Homosexualität unter Tieren ging und kein «Verbrechen wider die Natur» sei.

Dass das «Vaterland» den Bezug des umstrittenen Leserbriefs auf seine Vorlag vom Vortag nicht genannt hatte, gestand Chefredaktor Schädler als Fehler ein.