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Mittwoch
08.02.2023

Medien / Publizistik

«Die älteste Tageszeitung Liechtensteins plant, ihren Betrieb einzustellen...»             (Bild zVg.)

«Die älteste Tageszeitung Liechtensteins plant, ihren Betrieb einzustellen...» (Bild zVg.)

Der Verwaltungsrat der Volksblatt AG, Herausgeberin des «Liechtensteiner Volksblattes», will der Generalversammlung Ende Februar die Liquidierung der Firma vorschlagen.

«Betroffen wären 31 Mitarbeitende, 24 davon sind fix angestellt», sagte Chefredaktor und Geschäftsleiter Lucas Ebner auf Nachfrage des Klein Reports am Dienstag.

Die 7 freien Kolleginnen und Kollegen arbeiten vor allem als Korrektoren und Fotografinnen. «Für diese wird/würde ein Sozialplan ausgearbeitet und sie werden/würden bestmöglich bei der Suche nach einem neuen Job unterstützt», sagte Ebner weiter, noch unentschieden zwischen Futur und Konjunktiv.

Denn gefallen ist der Entscheid bisher noch nicht. Die Einstellung des «Liechtensteiner Volksblattes» ist erst der Vorschlag des Verwaltungsrates zuhanden der Generalversammlung, die Ende Februar stattfinden wird.

Trotz intensiver Bemühungen des strategischen Leitungsgremiums, die Zeitung weiterzuführen, wobei «externe Spezialisten» zugezogen und Kapitalerhöhungen und Finanzzuschüsse gemacht worden seien, ist in den Augen des Verwaltungsrates ein rentabler Betrieb auf lange Sicht nicht mehr möglich.

«Ein ausserordentliches Ereignis, wodurch die finanzielle Lage des ‚Volksblattes‘ rasch, langfristig und nachhaltig auf eine gesunde Basis gestellt würde, ist leider kaum zu erwarten», heisst es aus dem «Ländle» weiter.

Die Einstellung des «Volksblattes» sei somit sehr wahrscheinlich. «Feste Zusagen einzelner Aktionäre auf weitere Kapitaleinschüsse zur Abwendung einer Insolvenz während der Liquidationsphase liegen bereits vor.»

Zu Google abwandernde Werbegelder, dürftige Zahlungsmoral im Web und steigende Papierpreise: Der Verlag begründete seine Pläne mit jenen Umständen, die auch anderen Verlagen das Leben derzeit schwer machen.

Aber auch eine «massive Kürzung amtlicher Inserate sowie die von der Politik beschlossene Streichung der Gläubigeraufrufe in den Landeszeitungen, die im August 2023 wirksam werden wird», macht man in der Verlagsetage für den Einschnitt mitverantwortlich. 

Dass der Verlag das mögliche Ende bereits vor der Beschlussfassung durch die GV kommuniziert hat, könnte den Eindruck erwecken, dass hier durch offensive Kommunikation Tatsachen geschaffen werden sollten.

Darauf angesprochen, sagt Lucas Ebner gegenüber dem Klein Report: «Es ging hier darum, das Zepter der Kommunikation in der Hand zu behalten und Transparenz zu schaffen. Transparenz, um im Vorfeld zur Generalversammlung über die Situation beziehungsweise Probleme und Herausforderungen der Medien diskutieren zu können und ein höchst überfälliges Bewusstsein dafür zu schaffen. Transparenz aber vor allem auch im Sinne unserer wichtigsten Stakeholder: Unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.» 

Seit Monaten habe der Verlag im Stillen versucht, eine zukunftsfähige Lösung zu finden. «Trotz Geheimhaltung wurden unsere Mitarbeitenden immer wieder mit Gerüchten konfrontiert. Mit der nun erfolgten Einladung an die Aktionäre wäre die Katze – nicht zuletzt der Kleinheit des Landes beziehungsweise des ‚Jeder kennt jeden‘ geschuldet – wohl relativ rasch ohnehin aus dem Sack gewesen», erklärt Ebner das etwas ungewöhnliche, aber offenbar wohlüberlegte Vorgehen. 

Man habe vermeiden wollen, dass die Mitarbeitenden vom Entschluss des Verwaltungsrats, die Liquidation zu beantragen und somit die Herausgabe des «Volksblattes» einzustellen, von Dritten erfahren würden.

Dass auf dem winzigen Medienplatz an der Schweizer Ostgrenze mit nur 40'000 Einwohnern bis heute mit «Vaterland» und «Volksblatt» zwei Tageszeitungen erscheinen, mag für den Blick von Zürich oder Bern aus erstaunen. 

Falls das «Volksbatt» tatsächlich aufgegeben wird, sollen die Abos von jenen Lesern, die das wünschen, unkompliziert zum «Vaterland» überschrieben werden können. Ein entsprechender Deal sei bereits eingefädelt worden.

«Würde das ‚Volksblatt‘ eingestellt, würde eine – so wie ich meine – wichtige Stimme verstummen, die mit schmalen Ressourcen bestmöglich über das Geschehen im Land informiert», sagte Lucas Ebner schliesslich gegenüber dem Klein Report. 

Eine Stimme, die auch «trotz der Kleinheit des Landes nicht davor zurückschreckt, Unangenehmes aufzugreifen und den journalistischen Finger auf die Wunde zu legen».

Das «Liechtensteiner Volksblatt» erscheint seit 1878.