Ringier-CEO Marc Walder (55) hat sich bei Ex-Fifa-Boss Joseph Blatter (84) für die Fifa-Berichterstattung im «Blick» entschuldigt – und die eigene Belegschaft gerüffelt.
Dies, nachdem sich Blatter per Brief für angeblich negative Berichte über seine «alte Fifa» beschwert hatte. Dabei schrieb er auch von einer «Verbandelung» des Fussballverbandes mit Ringier.
«Lieber Sepp!», beginnt Marc Walders Antwortschreiben an den ehemaligen Fifa-Präsidenten. «Die Berichterstattung ist tatsächlich einseitig, man kann sie auch tendenziös nennen», urteilte Walder über die Arbeit seiner eigenen Journalistinnen und Journalisten. «Es wäre journalistische und handwerkliche Pflicht gewesen, dich mit diesen Vorwürfen zu konfrontieren.»
Die Passagen aus dem Briefverkehr zwischen den beiden Männern machte die «Aargauer Zeitung» am Mittwoch publik. Hintergrund von Walders Kniefall war ein Brief von Sepp Blatter, in dem der wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetretene Fussballfunktionär Protest gegen verschiedene «Blick»-Artikel einlegte.
Blatter wandte sich direkt an Walder, an den Chefredaktor der «Blick»-Gruppe Christian Dorer sowie an den Verleger Michael Ringier und beklagte sich darüber, dass die Ringier-Blätter die «alte Fifa» schlecht reden würden. Im Gegensatz dazu werde die aktuelle Fifa unter Gianni Infantino «als Unternehmen mit blütenreiner Weste» präsentiert, zitierte die «Aargauer Zeitung» aus Blatters Schreiben.
Pikant: Im Brief machte der Walliser darauf aufmerksam, dass Marc Walder im Verwaltungsrat des St. Galler Datenhändlers Sportradar sitzt. Die Firma kämpft international gegen Betrug im Sport – und kann seit ein paar Jahren Infantinos Fifa als Kundin zählen. Für Blatter sei also eine «Verbandelung» der Fifa mit Ringier «offensichtlich».
Diese Kritik aus dem Hause Blatters reichte, damit der Ringier-Chef sich ganz brav per Brief entschuldigte. Walder stellte «eine grundsätzliche Verbandelung der Fifa mit Ringier» in Abrede. So etwas werde «nicht geduldet». Blatter habe jederzeit die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge einzubringen, so Walder weiter. Dafür stehe Felix Bingesser, Chefredaktor Sport, jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung.
Doch was sagt die «Blick»-Sportredaktion zur Kritik von Blatter und zum Rüffel vom eigenen CEO? Auf Nachfrage des Klein Reports am Mittwoch bezeichnete Felix Bingesser die Vorwürfe von Blatter als «haltlos». «Wir verfolgen die Aktivitäten der Fifa seit vielen Jahren und immer mit der gebotenen kritischen und journalistischen Distanz.»
Dagegen kann Bingesser Marc Walders Urteil nachvollziehen: «Wir haben in diesen beiden Artikeln im `Sonntagsblick` einen handwerklichen Fehler gemacht und dies kann man daher zu Recht bemängeln». Man hätte Sepp Blatter mit den Fakten konfrontieren und seine Sichtweise abholen müssen, so der «Blick»-Sportchef gegenüber dem Klein Report.
Und angesprochen auf das Mandat von Walder bei der Datenfirma Sportradar lässt Bingesser ausrichten: «Ich bin nun seit 10 Jahren Sportchef der `Blick`-Gruppe und kann Ihnen versichern, dass die Unabhängigkeit der Redaktion in der Berichterstattung zu 100 Prozent gewährleistet ist.»