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Samstag
13.09.2008

Mit starken Worten hat am Verlegerkongress in Montreux Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner die Verleger und Journalisten aufgerufen, wegen des aktuellen Technologiewandels von den Print- zu den digitalen Medien die Kernkompetenz des Journalismus nicht aus den Augen zu verlieren. «Unsere Aufgabe ist die Beschaffung und Vermittlung von guten Informationen und Unterhaltung und nicht das Bedrucken von Papier», betonte er in einem stark applaudierten Referat. Journalismus setze sich aus exklusiven Nachrichten, profunden Kommentaren und eindringlicher Sprache zusammen, forderte er. «Die Zukunft gehört den Journalisten, bei denen die Selbstkritik wichtiger ist als die Selbstzufriedenheit», fügte er bei dieser Gelegenheit auch noch an.

Die Aufmerksamkeit und Sympathie der Anwesenden gewann Mathias Döpfner dabei mit einem kleinen, aber wirkungsvollen rhetorischen Trick: Er wies sich wie nebenbei als guter Kenner der Schweizer Medienszene aus. So nannte und lobte er Kolumnisten wie Kurt W. Zimmermann von der «Weltwoche» und Jürg Ramspeck vom «Blick». Solche Leute würden interessanteren Journalismus betreiben als Blogs und User generated Content, kritisierte er jene, die die Zukunft der Publizistik in den elektronisch verbreiteten Tagebüchern und Leserbriefen zu sehen glauben.

Trotz dieses leidenschaftlich vorgetragenen Bekenntnisses zum Qualitätsjournalismus hatte Mathias Döpfner auch Neuigkeiten zum Thema Kosten mitgebracht und fügte die Information an, Springer sei mit sieben von zehn Online-Aktivitäten profitabel. Auf die Nachfrage von Verlegerverbands-Geschäftsführer Hanspeter Kellermüller gab er anschliessend auch gleich das «Rezept» bekannt: Bei Springer ist gar niemand exklusiv für Online verantwortlich. «Bei uns müssen alle Journalisten und Manager dafür sorgen, dass die Inhalte den Weg ins Internet finden», sagte er.

Auf eine kritische Frage aus dem Publikum, wie sich dieses Bekenntnis zum Journalismus mit dem Umstand vertrage, dass der Schweizer Springer-Verlag von seinen freien Mitarbeitern verlange, die Beiträge gratis für die Internetpräsentation zur Verfügung zu stellen, machte er klar, dass dies genau in seinem Sinn sei. Unter Szenenapplaus der Anwesenden wiederholte er, dass es nicht um den Vertriebskanal gehe, sondern um die Qualität der Inhalte. «Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit», fasste er dies zusammen.

Zu ganz ähnlichen Folgerungen kam nach ihm auch Juan Antonio Giner, Gründungspartner der Innovation International Media Consulting Group in Norfolk USA. Er sorge sich nicht um die Zeitungen, betonte er, sondern um den Journalismus. Dabei habe die Branche durchaus Zukunft, sagte er unter Hinweis auf die riesigen Dollarmillionenbeträge, die rund um die Welt in Druckereien investiert werden.