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Montag
30.12.2024

Medien / Publizistik

In der Bärengasse 22 im Zürcher Kreis 1: Der neue Direktor Christoph Stuehn (l.) übernimmt von Robert Budavary…   (Bild zVg/VHS ZH)

In der Bärengasse 22 im Zürcher Kreis 1: Der neue Direktor Christoph Stuehn (l.) übernimmt von Robert Budavary… (Bild zVg/VHS ZH)

Vom Zürcher Kunsthaus zur Volkshochschule Zürich: Christoph Stuehn ist seit 1. Oktober der neue Direktor der Bildungsstätte, die seit 1920 ihren Lehrbetrieb führt. Stuehn hat von Robert Budavary übernommen, der über 13 Jahre für die grösste Volkshochschule der Schweiz tätig war, davon die letzten drei Jahre als deren Direktor.

Der Klein Report hat sich mit Christoph Stuehn unterhalten, der die letzten drei Jahre als Vizedirektor des Kunsthauses Zürich gewirkt hat, davor drei Jahre in der Position Leiter Verkauf und Services des Kunsthauses und Mitglied der Geschäftsleitung.

Was fasziniert Sie besonders an Ihrer neuen Aufgabe als Direktor der Volkshochschule Zürich?
Christoph Stuehn: «Mich fasziniert besonders, dass der Grundauftrag der VHS ZH, die vor über 100 Jahren aus einer Initiative der Zivilgesellschaft gegründet wurde, auch heute noch so aktuell ist: ein niederschwelliger Ort der Bildung, Inspiration, Begegnung und Auseinandersetzung, der einen gemeinschaftlichen Zugang zu Wissen ermöglicht und damit gleichsam soziale Integration, kulturelle Teilhabe und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. Kritische Auseinandersetzung und lebenslanges Lernen sind besonders in Zeiten des Wandels sowie globaler Unsicherheiten und Krisen wichtiger denn je.»

Wie unterscheidet sich die Arbeit der Volkshochschule von anderen Bildungsinstitutionen?
Stuehn: «Bei uns stehen nicht Zertifikate und sonstige Auszeichnungen für das eigene CV im Vordergrund, sondern intrinsisch motivierte (Weiter-)Bildung. Das führt dazu, dass wir eine sehr aktive und wissbegierige Community haben, was mir grosse Freude bereitet. Wir bieten nicht nur Fachwissen, sondern kontextualisieren mit unseren Angeboten auch das aktuelle Zeitgeschehen und blicken mit unseren ausgezeichneten Dozierenden in die Zukunft. Unser Ziel ist dabei immer, Themen möglichst ganzheitlich und multiperspektivisch zu beleuchten und zu diskutieren. Politische und finanzielle Unabhängigkeit sowie möglichst objektive Wissensvermittlung sind für uns von fundamentaler Bedeutung.»

Welches sind die grössten Herausforderungen in Ihrer neuen Stelle?
Christoph Stuehn: «Die grösste Herausforderung liegt in der Finanzierung unserer Arbeit. Im Gegensatz zu anderen Volkshochschulen der Schweiz erhält die Volkshochschule Zürich keine öffentlichen Subventionen mehr. Dies gefährdet ein Stück weit unseren Grundauftrag: niederschwellige Bildung und kulturelle Teilhabe zu erschwinglichen Preisen für die ganze Bevölkerung. Kleine, besondere, aber gesellschaftlich ebenso wichtige Formate müssen manchmal publikumsstärkeren Angeboten weichen und es bleibt leider zu wenig Spielraum für Investitionen in Infrastruktur und Innovation.»

Welches sind Ihre Ziele für Ihr Engagement bei der Volkshochschule Zürich?
Stuehn: «Einerseits möchte ich die Arbeit der VHS ZH auf eine solidere finanzielle Basis stellen. Dazu gehören insbesondere auch Initiativen im Bereich Sponsoring und Fundraising. Ich bin zuversichtlich, dass es gelingen kann, potenzielle Geldgebende von der Wichtigkeit unserer Arbeit für die kulturelle Teilhabe und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu überzeugen. Andererseits möchte ich mit neuen Angeboten und Formaten unseren Wirkungskreis noch vergrössern. Und schliesslich möchte ich unsere tollen Angebote bei den Menschen noch bekannter machen..»

Haben Sie schon erste inhaltliche Akzente gesetzt?
Christoph Stuehn: «Ja, aber diese Akzente werden erst ab Sommersemester 2025 sichtbar, da der Planungshorizont der Volkshochschule mindestens ein Semester beträgt. So habe ich bereits zwei Ringvorlesungen an der Universität Zürich konzipiert: eine zum Thema Tiermedizin (Fokus Hunde und Katzen) und eine zum Thema Geschichte und Zukunftspotenziale der (m)RNA-Medizin für die Therapie von Krankheiten

Inwieweit können Sie ihr grosses Netzwerk in die Arbeit für die Volkshochschule einbringen?
Stuehn: «Die Pflege und Erweiterung meines Netzwerks war in meiner gesamten beruflichen Laufbahn von grosser Bedeutung – auch in meiner neuen Stelle bei der VHS ZH. Mein Netzwerk besteht nicht nur aus interessanten Persönlichkeiten, sondern es ist für mich auch eine ständige Inspirationsquelle. So habe ich zum Beispiel bereits einen Abend mit der ehemals höchsten Schweizerin und aktuellen Präsidentin der nationalen BVG-Kommission Christine Egerszegi zum Thema Wie sicher sind unsere Renten? konzipiert, den ich am Mittwoch, 1.10.25, gemeinsam mit Kurt Aeschbacher hosten werde. Und – zu meiner grossen Freude hat der kürzlich pensionierte Fraumünsterpfarrer Dr. Niklaus Peter mit uns ein neues Format entwickelt, wo er seine wichtigsten Zürcher Predigten aus heutiger Sicht analysiert, kontextualisiert und diskutiert.»