Content:

Mittwoch
01.02.2023

Medien / Publizistik

Er wurde nach Loblied auf den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius dessen Kommunikations-Chef: bis vor Kurzem ARD-Hauptstadtkorrespondent Michael Stempfle. (Bild Screenshot tagesschau.de)

Er wurde nach Loblied auf den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius dessen Kommunikations-Chef: bis vor Kurzem ARD-Hauptstadtkorrespondent Michael Stempfle. (Bild Screenshot tagesschau.de)

Während die Debatte um den heissen Draht zwischen Innendepartement und Ringier-Verlag am Wochenende weiterratterte, war auch Deutschland mit einem Nähe-Distanz-Problem zwischen Medien und Ministerien beschäftigt.

Beim nördlichen Nachbarn geht’s allerdings nicht um Leaks, sondern um Lohn und Brot: So hat Martin Schirdewan, Chef der Links-Partei, eine «Abkühlungsphase» verlangt, wenn Journalisten und Journalistinnen prominente Posten bei der Regierung übernehmen. Dies um zu verhindern, dass der «Verdacht eines Drehtür-Effekts» aufkomme und der Ruf unabhängiger Berichterstattung Schaden nehme.

Auslöser war der rasche Jobwechsel des ARD-Hauptstadtkorrespondenten Michael Stempfle an die Spitze der Kommunikationsabteilung des Bundesverteidigungsministeriums, nachdem er einen geradezu euphorischen Artikel über den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius («Ein Vollblutpolitiker, der anpackt») geschrieben hatte.

Es gehe nicht, «dass man eben noch als unabhängiger Journalist ein Loblied auf einen Politiker singt, welches einem Bewerbungsschreiben gleicht, und wenige Tage später als Sprecher ebendieses Politikers in dessen Ministerium wechselt», sagte der Linken-Politiker Schirdewan gegenüber dem «Spiegel». 

Schliesslich schaltete sich am Montag noch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in den Wirbel ein und bezeichnete die Forderung eines obligatorischen Cool-downs für allzu eifrige Jobwechsler «wirklichkeitsfremd». So könnten sich die Medienschaffenden eine Auszeit nicht leisten und die Kommunikationsabteilungen der Ministerien müssten ihre Jobs «meist sehr kurzfristig» besetzen. 

«Aus einem Fall Benachteiligungen für die gesamte Hauptstadtpresse abzuleiten, ist zum einen unfair und macht zum anderen keinen Sinn», versuchte der Berufsverband einen Schlusspunkt unter die Debatte zu setzen.