Fondue-Land, Schoggi-Land, Uhren-Land: Die Genfer Tageszeitung «Le Temps» verschafft sich einen Hauch Swissness. Künftig soll regelmässig über die Uhrmacher und ihr stilles Gewerbe berichtet werden.
Dazu hat die Redaktion die Journalistin Fanny Noghero ins Boot geholt. Sie soll Leben und Streben der Uhrmacher «täglich zum Leben zu erwecken», wie «Le Temps» am Dienstag in eigener Sache schreibt.
Die aus Neuenburg stammende Journalistin kennt die Region, wo viele Uhrmacher ihre Werkstätten hatten, aus der Westentasche. «Dass es damals Bauern waren, die an langen Wintertagen unermüdlich an den Uhrwerken arbeiteten – die minutiöse Liebe zum Detail erforderten – und so dazu beitrugen, ein weltweit renommiertes Know-how zu schmieden, hat mich schon immer fasziniert», sagte die neue Uhren-Verantwortliche von «Le Temps».
Sie habe die Fabriken und andere Zulieferbetriebe des Val-de-Travers und der Neuenburger Berge hinlänglich durchforstet, so Fanny Noghero weiter.
Die Uhrmacherkunst hängt so sehr am Nationalstolz der Schweiz wie Schoggi und Fondue. Dabei kam sie ursprünglich durch Migranten nach Helvetien. Die hugenottischen Glaubensflüchtlinge, die ab 1550 nach Genf flohen, brachten viel Know-how mit, unter anderem über Uhren. Dieses verband sich mit der städtischen Gold- und Silberschmiedekunst, sodass Genf zum Zentrum der Zeitmessung aufstieg.
Nach 1700 beschränkten sich die Genfer Uhrmacher auf die Endbearbeitung der Uhren, wie das «Historische Lexikon der Schweiz» weiter weiss. Sie vergaben die Herstellung der Rohwerke in die benachbarten Juratäler. Die Genfer Uhren waren schon damals Exportschlager; sie wurden bis in den Orient und in die amerikanischen Kolonien geliefert.
Im 19. Jahrhundert bekamen die Genfer dann Konkurrenz von den Bernern. Auch hier waren neben den Städtchen Biel und Solothurn wiederum die ländlichen Gegenden des Juras die Hotspots der Produktion.
Um 1890 kam jede zweite Exportuhr aus Berner Werkstätten. Bern war die neue Hochburg der Uhrenindustrie geworden.