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Mittwoch
27.12.2017

Medien / Publizistik

«Kolumnistin darf nicht alles schreiben»

«Kolumnistin darf nicht alles schreiben»

Eine anonyme Kolumnistin hat im Vorfeld zu den Wahlen der Genfer Kantonsregierung in der Zeitung «Le Temps» über einen Machtkampf in der Sozialdemokratischen Partei (SP) Genf berichtet. Nun wird das Ringier-Blatt vom Presserat dafür gerügt, der Kolumnistin einen journalistischen Blankoscheck ausgestellt zu haben.

«Le Temps» eröffnete am 24. Januar eine Kolumnen-Reihe, die einen «kompromisslosen Blick» auf die Politik in Genf versprach. Darin analysierte die anonyme Autorin «Emilie Sombes» unter anderem die Genfer SP-Präsidentin Carole-Anne Kast, die für einen Platz in der Kantonsregierung kandidierte.

Die SP Genf sah in verschiedenen Punkten der Kolumne den journalistischen Ehrenkodex verletzt und wandte sich deshalb an den Presserat. Dieser klärte insbesondere die Frage, ob es ethisch vertretbar sei, eine Kolumne anonym zu veröffentlichen.

Zwar sei die Anonymisierung zulässig, allerdings hätte gemäss Presserat offengelegt werden müssen, welche Interessen die anonyme Kolumnistin vertritt. Sollte sie etwa Mitglied einer politischen Partei sein, so müsste das angezeigt werden.

Während «Le Temps» die Meinung vertrat, dass die Kolumnistin als Nicht-Journalistin die ethischen Standards und Richtlinien des Presserats ignorieren durfte, wurde auch dieser Punkt verworfen. Eine Kolumnistin dürfe nicht absolut alles schreiben, ohne journalistische Mindeststandards einzuhalten, befand der Presserat.