Der libysche Staatschef Muammar Gaddafi dürfte gegenwärtig auf einer schweizerischen Liste der unbeliebtesten Politiker ganz weit oben aufgeführt sein. Am Mittwoch hat die französische Tageszeitung «Le Monde» einen Kommentar zu seiner Person veröffentlicht und dabei vermutlich vielen Schweizerinnen und Schweizern aus dem Herzen geschrieben. «Seine Bilanz ist niederschmetternd», meint die Zeitung: «Der schneidige Offizier, der den Ägypter und ehemaligen Staatspräsidenten Gamal Abdel Nasser zum Vorbild genommen hat, hat auf der ganzen Linie versagt.»
Gaddafi sei ein «alternder, erbärmlicher Despot», der ein Land regiere, das keine Verfassung hat. «In diesem ist Demokratie ein leeres Wort, die Justiz ein Instrument im Dienste der Macht und die Verteidigung der Menschenrechte ein sinnloser Slogan.» Der Staatschef, der auf den grössten Erdölreserven Afrikas sitze, habe dieses Manna für Waffenkäufe und pharaonische Projekte ausgegeben, die hunderte Milliarden Dollar gekostet haben, geht der «Le Monde»-Text weiter. «Kein westliches Land will es sich mit einem Staat verderben, dessen Keller von Erdöl und Gas überquillt, und der entschieden hat, mit voller Kraft zu investieren, um seine Rückständigkeit zu überwinden. Der Revolutionsführer Gaddafi gilt als ungeeignet für diplomatische Beziehungen, aber das Scheckheft, mit dem er winkt, lässt die westlichen Staaten träumen.»
Mittwoch
02.09.2009



