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Montag
24.01.2011

Die Kamera ist zwar nicht immer, aber über Jahre dabei. Sie wird mit der Zeit nicht mehr als Fremdkörper wahrgenommen, berichtete Orson, der jüngste Sprössling der «Familie Egloff», anlässlich der Aufführung an den Solothurner Filmtagen. Zuerst sei sie störend gewesen, meinte er, dann hätte man sich daran gewöhnt. Der Vater Michael hatte schon früher in den Neunzigerjahren mit dem Filmen der Familie angefangen.

Die Filmer Dieter Gränicher («Der Duft des Geldes», «Pausenlos») und seine Lebenspartnerin Bettina Schmid hatten vor gut fünf Jahren mit dem Projekt «Familie Egloff - ein filmisches Porträt» begonnen und alte Familienaufnahmen einfliessen lassen. Der sechsköpfige Egloff-Clan - Michael und Meret, die Eltern, Jonathan, Noemi, Beryl und eben Orson, die Kinder, plus vier Katzen - gibt sich, wie Egloffs eben sind - mit Widersprüchen, Widerborstigkeiten, Wünschen und viel Familiensinn. So entstand  ein authentisches natürliches Porträt über 15 Jahre Familienleben, das nicht beschönigt, aber doch ausspart. Das für Offenheit und Gemeinsinn plädiert und ahnen lässt, wie schwierig es ist, eine Grossfamilie in Zürich durchzubringen. Das kostet und fordert Verzicht.

Die Zürcher Filmerin Anka Schmid hat an ihrem Langzeitprojekt «Mit dem Bauch durch die Wand» rund sechs Jahre gearbeitet, verständnisvoll unterstützt von Franziska Reck (Reckfilm). Die Produzentin Reck sprach an der Solothurner Uraufführung, wo sich besagte Mütter samt Nachwuchs live zeigten, gar von «Mütterinnen», so sehr ist ihr wohl das Thema ins Blut und in den Spachgebrauch eingegangen. «3 Girls, 3 Babys, 3 Jahre», so der Untertitel.

Die Kamera, von Patrick Lindenmaier und Anka Schmid geführt, hat drei Teenager-Mütter fast vier Jahre begleitet. Sandra, Jasmin und Jennifer sind im Alter von 17 und 18 Jahren schwanger geworden. Nur einer der Jungväter steht zur Verantwortung. Einer will sich bemühen. Ein dritter muss quasi zur Anerkennung und Alimentenzahlung durchs Gericht genötigt werden. Der Dokumentarfilm, just zur Berlinale eingeladen, beschreibt nicht nur die sozialen und psychischen Folgen einer jungen Schwangerschaft («Wer liebt, der leidet»), sondern auch einen Reifeprozess, ein Sichfinden und Bewusstwerden. Ein junges Menschenleben prägt Leben, ist Belastung und Bereicherung zugleich.