Kurt Schmid, der ehemalige CEO von Lowe Schweiz, arbeitet heute nicht mehr in einer grossen Werbeagentur. Schmid hatte als CEO den Zusammenschluss von Draft/FCB und Lowe zur Draftfcb Lowe Group mitverursacht und mitgestaltet. «Das Jahr 2007 war wohl das erfolgreichste in meiner Zeit in der Werbung», sagte er gegenüber dem Klein Report. «Mir war nach meinem Weggang aber klar, dass ich meine Energie nicht mehr nur einer Sache widmen will.»
Der Branche ist Schmid aber treu geblieben und er hat zusammen mit Michael Wiedemann und Mike Booz die Agentur Bricks & Wide gegründet. «Werbung kann süchtig machen», so Schmid. «Sie kann zu einer Besessenheit führen, der man alles opfert, seine Zeit, seine besten Kräfte, vielleicht sogar seine Werte.» Durch den Fokus auf eine einzige Aufgabe werde man richtig gut in dieser einen Sache. «Aber man vergisst, was darum herum ist und wird einseitig und läuft Gefahr, engstirnig zu werden in seiner Aufgabe», sagte Schmid.
Das habe er auch beim Zusammenschluss zur Draftfcb Lowe Group gespürt. «In meinem Streben nach Autonomie habe ich zu viel auf meine eigenen Fähigkeiten gesetzt und zu wenig fähige Partner um mich geschart», gesteht er ein. Heute würde er deshalb mehr auf ein starkes Leitungsteam achten, das integer ist und unterschiedliche Fähigkeiten hat. «Da sind zwei Kulturen zusammengeprallt, die nicht zusammenpassen. Die Kultur der Technokraten, die alles und jeden kontrollieren wollen, und die Kultur, die an die Kraft einer Idee glaubt und daran, dass eine Idee Märkte bewegen kann.»
Die Entwicklungen in der Werbebranche betrachtet er durchaus kritisch. «Heute leben wir im Hyperrealismus, wo nur das existiert, was messbar ist und in eine Zahl gepackt werden kann», sagte Schmid. «Die neuen Agenturen und Kunden schwelgen zurzeit in den neuen Möglichkeiten der neuen Technologien.» Sobald aber alle Agenturen diese Möglichkeiten nutzen würden, sei der Vorteil dahin. «Man wird sich wieder daran erinnern, dass es doch einmal so etwas wie eine starke, faszinierende Idee gab, welche die Leute für eine Marke begeisterte.»
Kurt Schmid selbst will nicht mehr nur die Märkte bewegen. «Es lohnt sich immer wieder, den notwendigen Abstand zu schaffen, sich die Zeit zu nehmen für Dinge, die wirklich Spass machen.» Einen Freund unterstützt er bei der Produktion einer Radiosendung «Dr. Strangelove’s Filmapotheke» auf Radio Rabe, in welcher Patienten mit Filmen behandelt werden. Daneben ist Schmid Präsident der Zürcher Stiftung Domicil, die in der Stadt Zürich Wohnungen für Migranten sucht, und unterstützt eine Behindertenorganisation im Fundraising.
«Ganz allgemein habe ich mir angewöhnt, immer Ja statt Nein zu sagen, wenn ich für etwas angefragt werde. Das produziert überraschende und bemerkenswerte Ergebnisse.»