Neuer Rekordverkauf bei Christie’s: Die Sammlung des verstorbenen Microsoft-Mitgründers Paul G. Allen erzielte 1,62 Milliarden Dollar. Der Erlös des bisher grössten Kunstverkaufs der Welt wird an wohltätige Zwecke fliessen.
Zur Versteigerung in New York gelangten Werke von Georges Seurat, Paul Cezanne, Vincent van Gogh oder Pablo Picasso. Entsprechend hochgesteckt waren die Erwartungen für die Auktion von 155 Kunstwerken aus dem Nachlass des Microsoft-Mitgründers. Allein 20 Werke erzielten neue Top-Preise für Arbeiten der jeweiligen Künstler.
Das höchste Gebot erzielte der Pointillist Georges Seurat mit seinem Ölbild «Les Poseuses, Ensemble». Das 1888 entstandene Werk wechselte für 149 Millionen Dollar den Besitzer. Eine von Paul Cezannes berühmten Ansichten des Montagne Saint-Victoire, gemalt zwischen 1888 und 1890, stieg auf knapp 138 Millionen Dollar mit Aufgeld. Ein Werk von Paul Gauguin wurde für 105 Millionen verkauft, Claude Monets Ansicht der «Waterloo Bridge» von 1899/1903 für 64,5 Millionen.
Einen Rekord stellte auch eine Fotografie von Edward Steichen auf, die das Flatiron-Gebäude in New York zeigt. Der Abzug aus dem Jahr 1905 erzielte 11,8 Millionen Dollar mit Gebühren, weit mehr als die vorab angesetzten 2 Millionen. Die Kopie ist nun das zweitteuerste jemals bei einer Auktion verkaufte Foto.
Mitgeboten bei den zwei Auktionen am Mittwoch und Donnerstag in New York hatten Sammler aus 32 Ländern.
Damit wurde ein bisheriger Rekord überstiegen. Bei der Haushaltsauflösung von Peggy und David Rockefeller im Frühling 2018 konnte Christie’s 835,1 Millionen Dollar erzielen.
Paul G. Allen war ein herausragendes Beispiel für den American Dream. Er sammelte in über 30 Jahren leidenschaftlich, aber diskret, nur das Beste. Er kaufte bei berühmten und auch kaum bekannten Galerien, manchmal auch direkt von anderen Sammlern.
«Sein Lebenswerk begeistert auch die nächste Generation von Sammlern, und das auf globalem Niveau, vom Silicon Valley bis in aufstrebende Regionen in Asien», kommentierte Dirk Boll, Stellvertretender Vorsitzender der Abteilung Kunst im 20. und 21. Jahrhundert bei Christie’s.
Paul Gardner Allen (21. Januar 1953 bis 15. Oktober 2018) war der Sohn eines stellvertretenden Direktors der Bibliothek der University of Washington. In der Schule freundete er sich mit dem zwei Jahre jüngeren Bill Gates an. Zusammen teilten sie die Begeisterung für Computer. Auf der Suche nach mehr Rechenleistung für ihren Minicomputer von der Schule schlichen sie sich in die Computer-Laboratorien der University of Washington ein. Sie wurden ertappt, konnten aber eine Übereinkunft mit der Verwaltung des Laboratoriums erzielen, indem sie Studenten kostenlose Hilfe bei der Benutzung von Computern gaben.
1973 begann Allen bei Honeywell als Programmierer. Später überzeugte er Gates, die Harvard University zu verlassen, um mit ihm eine Firma zu gründen.
Der Rest ist Geschichte. Zusammen mit Bill Gates war Paul G. Allen 1975 bis 1983 im Vorstand von Microsoft. Allen galt als der Visionär der «vernetzten Welt». Danach betätigte er sich hauptsächlich als Geschäftsmann, Kunstsammler und Teambesitzer im nordamerikanischen Profisport. Gestorben ist er an einer Tumor-Erkrankung.