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Dienstag
24.03.2015

Medien / Publizistik

Grosse Aufmerksamkeit gesichert hat sich der «Spiegel» mit dem aktuellen Magazin-Cover, auf dem Kanzlerin Merkel unter der Überschrift «The German Übermacht» in ein historisches Foto mit Nazi-Granden auf der Akropolis montiert wurde. Nach massiver Kritik am vermeintlich ironischen Stil des Titels musste sich der «Spiegel»-Chefredaktor Klaus Brinkbäumer verteidigen. «Ein wunder Punkt, ein heikles, wichtiges Thema», versucht er sich zu rechtfertigen.

Kritik an diesem Titelbild des Hamburger Nachrichtenmagazins äusserten mehrere Journalisten sowie der Chefredaktor der «Bild»-Zeitung, Kai Dieckmann. Der «Spiegel» habe ein Ironiedefizit, meinte der FAZ-Medienmann Michael Hanfeld. Für ihn ist das Merkel-Cover im Kreis triumphierender NS-Militärs wie Walther von Brauchitsch aus dem Jahr 1941 nicht nur missverständlich, sondern «sträflich plump».

Klaus Brinkbäumer sah sich gezwungen, im «Spiegel»-Blog den Titel selbst zu verteidigen. «Angela Merkel ist ausgeschnitten und mit Klebestreifen eingefügt worden; absichtlich plump also, damit das Titelbild an jene Karikaturen erinnert, die die Kanzlerin mit Hitler-Bart zeigen», schreibt er. «Wir zitieren, ironisieren und verfremden einen Blick von aussen und die Vermischung von deutscher Geschichte mit deutscher und europäischer Gegenwart», so der Magazinchef.

Für den Kommentatoren der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» griff das ins Leere. Der «Spiegel» verführe mit seiner Fotomontage dazu, «genau den Nationalismus zu transportieren, den man zu kritisieren vorgibt». Ähnliche Kritik wurde auch in den sozialen Medien laut.

Gegenüber dem «Hamburger Abendblatt» beschwichtigte Brinkbäumer wiederum: Dass «Titelbilder in sozialen Netzwerken hitzig und mitunter vorschnell dikutiert werden, ist normal». Und doppelte gleich nach: «Der `Spiegel` wird nicht kuschelig, eher markanter.»