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Montag
22.10.2001

Marcel Reich-Ranicki hat im «Literarischen Quartett» vergangenen Freitag wieder einmal ein vernichtendes Urteil gesprochen: Der neue Roman «Das verborgene Wort» von Ulla Hahn sei der Bericht eines infantilen, pubertären Mädchens. Das findet Hahn «unsachlich, unfair und böswillig». Gegenüber Radio Bremen 2 sagte die Lyrikerin am Sonntag, dieser «Vernichtungsversuch» habe sie verletzt. Darauf sagte Reich-Ranicki am Sonntag der dpa, das betrübe, aber überrasche ihn nicht. «Gänzlich absurd» findet er aber den Vorwurf, seine Kritik sei ein Vernichtungsversuch. Er habe nur sein Urteil geäussert und halte Ulla Hahn für eine bedeutende Lyrikerin, die aber - wie viele andere Dichter auch - nicht erzählen könne. Das letzte Wort sei hier Ulla Hahn gegeben: «Wir Autoren nehmen Reich-Ranicki als Kritiker nicht mehr ernst, aber wir fürchten seine Macht.»