Content:

Dienstag
10.02.2015

Medien / Publizistik

Die Klienten des Schweizer Ablegers der zweitgrössten Bank der Welt HSBC sollen in Geldwäschereiaffären, Terrorfinanzierung, Drogen- oder Waffenhandel involviert gewesen sein, wie in der Schweiz unter anderem im «Tages-Anzeiger» am Montag zu lesen ist.

Der Schweizer Ableger der Grossbank HSBC verwaltete bis 2006 Dutzende Millionen Dollar für saudiarabische Geschäftsleute, die seit 2001 unter dem Verdacht standen, Osama Bin Laden Geld gespendet zu haben. Die Bank führte auch Konten einer Crystal-Meth-Gang in den USA sowie eines Drogenhändlers, der wegen des Transports von 1212 Kilo Kokain zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Diese und viele weitere problematische Kunden finden sich in Daten, die Informatiker Hervé Falciani 2007 der HSBC stahl und dem französischen Fiskus übergab. Von dort gelangten die Informationen zu «Le Monde». Die Zeitung lancierte letzten September mithilfe des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) eine weltweite Recherche.

Unter dem Stichwort «Swissleaks» veröffentlichten am Sonntag und Montag 140 Journalisten in mehr als 40 Ländern die Resultate. In der Schweiz beteiligten sich der «Tages-Anzeiger», «Der Bund», die «SonntagsZeitung», «Le Matin Dimanche», «L`Hebdo» und «Le Temps» daran.

Die Kundendossiers bestätigen, dass die HSBC 2007 aktiv bei der Hinterziehung von Steuern half, wie andere Banken damals auch. Ermittlungen zeigten, dass von 2846 französischen HSBC-Kunden nur sechs dieses Geld auch versteuerten - das sind 0,2 Prozent.

Zum ersten Mal ist es für Journalisten auch möglich, nachzuprüfen, wie eine Schweizer Bank mit jenen Kunden umging, bei denen es nebst Steuern womöglich auch um Waffen, Drogen und Blutdiamanten ging. Die Daten zeigen: Viele solcher Hochrisikokunden waren bei der Bank willkommen.

Der Zürcher Ex-Staatsanwalt und Compliance-Experte David Zollinger sagt, die Schweiz habe im Vergleich sehr strenge Geldwäschereinormen. Solche Fälle würden aber zeigen, dass es damit nicht getan sei. Vielmehr entscheide die Umsetzung dieser Normen über das ­Resultat.

Die HSBC Schweiz reagiert mit einer Mitteilung, dass die «Kultur der Compliance» und die Standards der Due Diligence bei der HSBC und anderen Schweizer Banken im Jahr 2007 «deutlich tiefer» lagen als heute. Die HSBC betont, sie habe seit 2012 in der Schweiz eine «radikale Transformation» vollzogen. Zwei Drittel der kritischen Konten seien geschlossen worden.

Die Probleme des Geldhauses dauern jedoch an. Seit letztem Herbst laufen in mehreren Ländern Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Auch die Bankenaufsicht Finma sieht Verstösse der Bank gegen die Geldwäschereibestimmungen.