«Der Kampf, den wir im Film `Der Kreis` zeigen, ist in der Ukraine Gegenwart», sagte Ivan Madeo, Produzent des Films von Regisseur Stefan Haupt. Madeo war an der Ukrainepremiere von «Der Kreis» am Filmfestival Kiew im Kino Zhovten dabei. Nur einen Tag bevor das Kino einem Brandanschlag zum Opfer fiel.
«Ich habe mich bei meiner Rede am Festival etwas gar weit aus dem Fenster gelehnt und hatte deshalb im Nachhinein ein mulmiges Gefühl», kommentierte Madeo seine Rede über das Menschenrecht auf Liebe, die er nach der Filmvorführung am Dienstagabend gehalten hatte.
«Die Türen des Kinosaals waren offen, das heisst von draussen konnte man unsere Fragerunde vor und nach dem Film hören, das gab dem Ganzen noch einmal eine andere Öffentlichkeit. Ausserdem war auch gerade Wahlwochenende in der Ukraine und die Stimmung sowieso angespannt», beschrieb der Produzent von Contrast Film seine Eindrücke in Kiew.
«Der Kreis» spielt in der Zürcher Schwulenszene Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre. Homosexuelle kämpften damals im Untergrund gegen die Schikanen der Polizei.
Neben Ivan Madeo waren auch Hauptdarsteller Matthias Hungerbühler und die Zeitzeugen Ernst Ostertag und Röbi Rapp am Dienstagabend am Filmfestival Kiew. «Nach der Filmvorführung wurden wir von den Zuschauern regelrecht belagert», so Madeo.
«Sie waren von dem Film berührt und erkannten darin ihren eigenen Alltag. Sie erzählten uns von ihrem Kampf, von Polizeirazzien und Verhaftungen. Ernst Ostertag und Röbi Rapp baten sie um Tipps, wie sie sich besser organisieren könnten. Wir waren bis halb zwei im Kinosaal und haben mit den Zuschauern diskutiert.»
Als einen Tag später während der Vorführung des Filmes «Les Nuits d`Été» ein Molotowcocktail in den Saal geworfen wurde und das Kino Zhovten vollständig niederbrannte, waren Madeo und die anderen «Kreis»-Mitwirkenden schon zurück in der Schweiz.
«Die Nachricht vom Brandanschlag hat uns sehr getroffen. Ich habe mir sofort überlegt, ob unser Film das in irgendeiner Form ausgelöst haben könnte. Der Anschlag zeigt aber auch, warum der Film extrem wichtig ist. Uns wurde noch einmal bewusst, dass solche Filme in vielen Ländern immer noch als Bedrohung empfunden werden.»
Dass der Festivaldirektor nun das Festival wie geplant abschliessen will, begrüsst Madeo: «Wir müssen weitermachen. Das ist unsere Art von Résistance.»