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Dienstag
22.10.2024

Medien / Publizistik

Clemens Meyer hier bei seiner Buchbesprechung «Die Projektoren» bei der Zeitung «Die Zeit»…      (Bild: «Die Zeit»/Screenshot)

Clemens Meyer hier bei seiner Buchbesprechung «Die Projektoren» bei der Zeitung «Die Zeit»… (Bild: «Die Zeit»/Screenshot)

Martina Hefter hat für ihren Roman: «Hey Guten Morgen, Wie geht es Dir?», der regelrecht hymnisch im «Literarischen Quartett» im zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) besprochen wurde, den diesjährigen Deutschen Buchpreis erhalten.

Der Roman zwischen «Euphorie und Melancholie» (Begründung der Jury), handelt von einer ausserehelichen Chatbeziehung im Opfer-Täterdilemma, kranker Partner inklusive, alles von einer mittelalterlichen Frau niedergeschrieben.

Kaum war die Preisträgerin bekannt, sprang ihr Konkurrent Clemens Meyer auf, beschimpfte die Jury, weil nicht er den Preis erhalten hat, und stürmte nach draussen. Meyer stand mit seinem neusten Buch «Die Projektoren» auf der Shorlist.

Die Medien machten daraus sofort eine Beleidigten-Story, berichteten, Meyer hätte Schulden und es sei ja klar, dass er deswegen sauer sei. Zudem bietet sich der Eklat auch perfekt im gängigen Kultur-Narrativ: Nette Poetin gegen aggressiven Typen, der sich für ein Supergenie hält.

Der Klein Report findet dies etwas kurzsichtig. Denn das Spannende an Meyers Ausflippen war, dass er den Blick auf das Gemauschel in den Jury-Betrieben der hohen Kultur gerichtet hat. Spannend wäre auch gewesen, das deutsche Gerangel um schlappe 25’000 Euro sowie die riesigen finanziellen Unterschiede zwischen freier und staatlicher Kulturszene zu kommentieren.

Seine finanziellen Sorgen hätten sich erledigt, wenn er den Preis gewonnen hätte. «Dann hätte ich 100’000 neue Leser und könnte meine Schulden bezahlen», zitiert ihn die «Frankfurter Rundschau». Er müsse eine Scheidung finanzieren und habe 35’000 Euro Steuerschulden angehäuft. Seine Reaktion bereue er nicht: «Über so was darf man sich schon mal aufregen», zitiert ihn die Zeitung.

In der Schweiz ist der Buchpreis übrigens viel höher dotiert: Der erste Preis geht mit 30’000 Franken nach Hause, die übrigen Autorinnen und Autoren erhalten immerhin noch 3’000 Franken.

Beim aktuellen Wechselkurs macht dies für viele deutsche Autorinnen und Autoren ein Vermögen aus.