In den deutschen Medien tobt eine Schlammschlacht. «Die Zeit» hat interne Dokumente aus dem Springer-Haus einsehen können.
Daraus haben die «Zeit»-Autoren Cathrin Gilbert und Holger Stark eine Enthüllungsgeschichte über Springer-Chef Mathias Döpfner zusammengestellt und am Donnerstag publiziert. Einige der Chats aus dem Umfeld von Döpfner waren offenbar an Ex-«Bild»-Chef Julian Reichelt adressiert.
Gemäss der Wochenzeitung «Die Zeit» erlauben diese Chats nun erstmals einen Einblick in die Führung von Europas gewichtigstem Verlag - und in Döpfners Gedankenwelt. Ergänzt durch Gespräche mit Insidern und Beteiligten würden sie das Bild eines Vorstandsvorsitzenden zeichnen, der getrieben schien von seiner Ablehnung von Angela Merkel. Er verachtete die Eliten.
Das Boulevardblatt «Bild» aus dem eigenen Konzern sah Döpfner als sein Werkzeug, um Politik zu machen. Er lobte Donald Trump und hoffte auf seine Wiederwahl. Er lästerte über intolerante Muslime und besonders scharf über die Ostdeutschen.
Dazu ein Originalzitat von Döpfner: «Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.» «Die Zeit» hat die Schreibfehler in den publizierten Chats nicht korrigiert. Ihre Veröffentlichung sei keine Privatangelegenheit, weil sie zeigen, wie der Konzernboss auf die Berichterstattung insbesondere des Boulevardriesen «Bild» Einfluss nimmt und über sie Politik macht.
Den Enthüllungen zufolge soll Döpfner auf die FDP gesetzt haben – und sich gewünscht haben, dass die Journalisten des Axel-Springer-Verlages die Partei im Wahlkampf unterstützen. Am 7. August 2021 soll Döpfner geschrieben haben: «Unsere letzte Hoffnung ist die FDP. Nur wenn die sehr stark wird – und das kann sein – wird das grün rote Desaster vermieden. Können wir für die nicht mehr tun. Die einzigen die Konsequenz gegen den Corona Massnahmen Wahnsinn positioniert sind. It’s a patriotic duty.»
Döpfner zeigt sich in den Chats auch als ein Gegner der Corona-Massnahmen. Den Klimawandel fand er gut. Von der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt er wenig. Obwohl die Ex-Kanzlerin eine Freundin von Friede Springer ist, der Witwe des Verlegers Axel Springer, die wiederum Döpfner ab 2012 nach und nach zum quasi alleinigen Herrscher bei Springer machte.
In den Chats nennt Döpfner Angela Merkel nur «M», wenn er über sie schreibt: «Das Land hat jeden Kompass verloren. Und M den Verstand. Sie ist ein sargnagel der Demokratie. Bald hat die afd die absolute Mehrheit.»
Zu den Ostdeutschen lässt sich weiter lesen: «Meine Mutter hat es schon immer gesagt. Die ossis werden nie Demokraten.» Und «Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.»
Nach Angaben der «Zeit» stammen die Dokumente, in denen die Ausfälle Döpfners nachzulesen sind, aus den vergangenen Jahren und sollen seine Kommunikation mit dem engsten Führungskreis sein. Manche der Nachrichten wurden frühmorgens oder nachts verfasst.