Der niederländische Telekomkonzern KPN hat einen Tag vor der Veröffentlichung seines Geschäftsberichts eine feindliche Übernahmeofferte für den britischen Mobilfunkanbieter mmO2 nicht ausgeschlossen. Die Briten hatten zuvor ein Kaufangebot von KPN abgelehnt. «Alle Optionen sind immer offen. Wir schliessen nie eine Möglichkeit aus», sagte ein KPN-Sprecher am Sonntag gegenüber «Financial Times Deutschland». Dagegen erklärte ein mmO2-Sprecher in London, seit Freitag habe sich nichts geändert.
MmO2, Europas sechstgrösster Mobilfunkkonzern, hatte am Freitag bestätigt, ein Kaufangebot erhalten zu haben, zugleich aber erklärt, die Gespräche seien nun beendet. Wie die «Financial Times» am Samstag berichtete, konnten sich die beiden Telekomanbieter bei den Fusionsverhandlungen nicht auf einen Preis einigen. Es war der erste Versuch von KPN gewesen, mmO2 vollständig zu schlucken. Die beiden stehen seit 18 Monaten in Gesprächen über die Verschmelzung ihrer Geschäfte in Deutschland.
MmO2 betreibt Mobilfunknetze in Grossbritannien, Irland und Deutschland und wird mit rund 15,2 Mrd. Dollar bewertet. Der Konzern gilt seit langem als Übernahmeziel. Analysten zufolge ist der Mobilfunkanbieter zu klein, um auf Dauer allein zu überleben. Erst Anfang des Monats war berichtet worden, der kleinste deutsche Mobilfunkanbieter O2 könnte zum Verkauf stehen. Die Konzernmuttter mm02 wolle sich diese Möglichkeit offen halten, auch wenn es derzeit keine «detaillierten Gespräche» mit dem niederländischen Telekomkonzern KPN oder anderen über O2 gebe, hatte mmO2-Chef Peter Erskine gesagt.
Die Niederländer, deren Festnetzgeschäft am heimischen Markt stagniert, sind insbesondere an dem Deutschlandgeschäft der Briten interessiert, um die Position der bisher Verluste schreibenden deutschen Tochter E-Plus als Nummer drei am deutschen Mobilfunkmarkt zu stärken. Diese könnte zum Schlüssel für künftiges Wachstum werden. KPN Mobile, die Mobilfunktochter von KPN, ist in den Niederlanden, Deutschland und Belgien aktiv.
Sonntag
22.02.2004