Am Dienstag findet die Generalversammlung des Kulturbetriebs Kosmos statt. In der Zürcher Kulturszene wird mit Spannung erwartet, wer sich einer Wahl zum Verwaltungsrat oder Verwaltungsrätin stellen wird.
Ende April hat der gesamte Verwaltungsrat des Kulturtempels gemeinsam erklärt, nicht mehr zur Wiederwahl antreten zu wollen. Erst vor zwei Jahren waren die Dozentin und Kulturmanagerin Barbara Ellenberger, die Filmproduzentin Esther van Messel, die Gastronomin Tina Candrian, die Finanzexpertin Annelise Wiederkehr und die frühere Migros-Kommunikationschefin Monica Glisenti mit einer knappen Mehrheit in den Verwaltungsrat gewählt worden.
Die fünf Frauen sollten die zwei zerstrittenen Lager um die beiden Kosmos-Initianten Bruno Deckert und Filmemacher Samir wieder aussöhnen. Der Streit sei allerdings seither nicht zur Ruhe gekommen, hörte der Klein Report aus dem Umfeld.
Konkretes will niemand vom Kosmos an die Öffentlichkeit bringen. Bekannt ist nur, dass sich Samir nach dem Rücktritt einer Verwaltungsrätin als Nachfolger angeboten hat. Das wurde von den verbliebenen vier Frauen nicht goutiert.
Im «Tages-Anzeiger» liess sich die VR-Präsidentin Monica Glisenti rund um den Rücktritt der Frauen zitieren: «Wegen unterschiedlicher Vorstellungen über strategische, operationelle und personelle Fragen, die von einer kleinen Gruppe von Aktionären aufgeworfen wurden, tritt der aktuelle Verwaltungsrat nicht mehr zur Wiederwahl an.»
Nach den Streitereien vor zwei Jahren sollte das oberste Führungsgremium aus unabhängigen Verwaltungsräten zusammengesetzt werden. Das sei durch die aktuelle Zusammensetzung gegeben. Mit der Wahl von Samir wäre das nicht mehr der Fall. Gewichtiger Aktionär auf der Seite von Samir ist Ruedi Gerber, Sohn des früheren Topmanagers Fritz Gerber.
Auf Anfrage des Klein Reports wollte sich weder Samir noch Dominique Münch, der Geschäftsleiter des Kosmos, zu möglichen Kandidatinnen oder Kandidaten bei der kommenden Ersatzwahl in den VR äussern.
Auch über die finanzielle Lage des Kosmos ist nichts zu erfahren. Selbst die Aktionäre kennen keine Zahlen zum laufenden Betrieb, was allerdings eine gängige Praxis im Vorfeld einer Generalversammlung ist.
Unter den 42 Aktionärinnen und Aktionären sind auch Samirs Partnerin Stina Werenfels, Verleger Patrick Frey und der Immobilienunternehmer Steff Fischer. Bekannt ist, dass fünf dieser Aktionäre auf die Rückzahlung von Darlehen im Umfang von 1,5 Millionen Franken verzichten, damit der Betrieb überhaupt überleben kann.
Das Kosmos an der Europaallee neben dem Zürcher Hauptbahnhof bietet sechs Kinosäle, einen Buchsalon, ein Forum, Veranstaltungsräume sowie ein Bistro und eine Bar. Wer dort gelegentlich sein Bier trinkt, wird in Anbetracht der Besucherfrequenzen zum Spekulieren verleitet, dass die Zahlen zumindest aus der Gastronomie an der kommenden GV eher rot statt rosig ausfallen werden.