Deutsch-türkische Beziehungen auf dem Gefrierpunkt: Die Auslandkorrespondenten Jörg Brase vom ZDF und Thomas Seibert von der Berliner Zeitung «Tagesspiegel» mussten die Türkei am Sonntag verlassen, weil ihnen von der Regierung die Akkreditierung verweigert wurde.
Auch Halil Gülbeyaz, der als freier Mitarbeiter für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) tätig ist, erhielt keinen neuen Presseausweis, wie der Sender am Montag meldete. Laut Spiegel Online warten derzeit 80 ausländische Journalisten noch auf eine neue Akkreditierung.
«Das ZDF bereitet eine Klage gegen die Ablehnung der Akkreditierung seines Korrespondenten in der Türkei vor», teilte das Zweite Deutsche Fernsehen am Montag mit. Die Verlängerung der Pressekarte von Jörg Brase, Leiter des ZDF-Studios in Istanbul, sei «ohne Begründung von türkischer Seite» abgelehnt worden.
Auch ZDF-Intendant Thomas Bellut kritisierte die Massnahme als «gänzlich unverständlich». Die Korrespondenten sollen damit eingeschüchtert werden, so Bellut.
In einer ersten Reaktion kündigten die betroffenen Journalisten selber an, weiter über die Türkei zu berichten – «von wo immer das auch sein mag», wie «Tagesspiegel»-Korrespondent Thomas Seibert vor den Medien sagte.
ZDF-Korrespondent Jörg Brase erläuterte: «Der türkischen Regierung ist es gelungen, die nationalen Medien mehr oder weniger mundtot zu machen. Jetzt versucht sie es auch mit internationalen Medien.» Man dürfe sich nicht einschüchtern lassen, so das Credo.
Laut Regierungssprecher Steffen Seibert habe die Bundesregierung «mit Unverständnis und Bedauern» zur Kenntnis genommen, dass drei Journalisten aus Deutschland die Akkreditierung verweigert wurde. Dieser Schritt sei «nicht nachvollziehbar».
Weiter forderte der Regierungssprecher eine «rasche Lösung»: «Der Grundsatz der Meinungs- und Pressefreiheit ist ein hohes Gut.»