In einem Interview auf dem russischen Propaganda-Sender «RT DE» hat Roger Köppel die Truppenbewegungen nahe der ukrainischen Grenze relativiert.
Wie die «NZZ am Sonntag» am 9. Januar publik machte, hat der SVP-Nationalrat und Chefredaktor der «Weltwoche» dabei die Verurteilungen aus dem Westen an Russlands Truppenbewegungen kritisiert.
«Man darf das fast nicht mehr sagen», meint Köppel in einem Statement auf dem Wladimir Putin treu ergebenen Sender. «Aber: Es gibt viele Ukrainer, die lieber zu Russland gehören würden.» Den Westen warnt Köppel: «Da sollten die USA nicht hineinfunken. Wenn die Russen in Mexiko oder Kuba hineinfunken würden, geht das auch nicht.»
Köppel fordert vom US-Präsidenten Joe Biden, der Putin vor einem Einmarsch in die Ukraine gewarnt hat, eine «Abrüstung der Rhetorik». Auch erteilt Köppel Ratschläge zuhanden anderer Regierungen. Die neue deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock kritisiert er für ihr «moralistisches Gehabe». Er plädiere dafür, «dass man mit den Russen gut auskommt», mit den Chinesen «das Gespräch sucht».
Diese Einmischung des «Weltwoche»-Chefredaktors aus der Schweiz in die grosse Weltpolitik kommt in Bern gar nicht gut an. Immerhin ist der SVP-Nationalrat Mitglied der aussenpolitischen Kommission.
Der Präsident der aussenpolitischen Kommission des Ständerats, Mitte-Politiker Pirmin Bischof, sagt, dass «Russia Today» ein staatlicher Propagandasender eines autoritären Regimes sei. «Es ist höchst bedenklich, wenn sich Herr Köppel in diesem heiklen Kontext eines drohenden Krieges von einer fremden Macht einspannen lässt. Er wird damit zum Handlanger Putins.»
Auch FDP-Aussenpolitiker Hans-Peter Portmann moniert gemäss der Zeitung die Doppelzüngigkeit: «Roger Köppel hält die Neutralität hoch und schreibt anderen Politikern vor, sie hätten sich nicht zu äussern zu den Konflikten weltweit. Für ihn selbst scheint dies nicht zu gelten.»
Grünen-Politikerin Céline Vara findet es auf Nachfrage der «NZZ am Sonntag» «hochproblematisch», dass Köppel in einem Kontext, in dem das Leben von Tausenden Menschen bedroht sei, das russische Gebaren relativiere.
Köppel selbst äusserte sich dahingehend, dass er «einen Beitrag zur besseren Verständigung» leisten wollte. «Von Gesprächsverweigerung und Ausgrenzung ausländischer Fernsehstationen halte ich nichts», so der Journalist, Verleger und SVP-Politiker.
Bei seinem Auftritt auf «RT DE» wurden die Fragen schriftlich eingeblendet, anschliessend durfte Köppel minutenlang referieren. Gegenfragen gab es von niemandem.
In seinem eigenen Blatt hat Köppel in diesen Tagen eine richtige Lobrede auf «RT DE» publiziert. «Russlands Fernsehen gegen die Einfalt» nennt die «Weltwoche» das Online-Portal, das von den deutschen Behörden als Staatspropaganda eingestuft wird und deshalb keine Sendelizenz für ein «richtiges» Fernsehen erhielt.
Auch der Trick, den Sender nach Luxemburg zu verschieben, funktionierte nicht.
Der Kanal wird jährlich mit über 200 Millionen Franken vom Kreml finanziert. Die deutschsprachige Redaktion sitzt in Berlin und soll im Westen das Russland-Bild revidieren. Weltweit arbeiteten 2'500 Mitarbeitende für den Kanal.
Wie der Klein Report auf dem Portal des Senders nachprüfen konnte, gibt es bereits mindestens sieben Beiträge von Roger Köppel auf «RT DE». Vorgestellt wird der Schweizer als «eloquenter Vertreter jener schweigenden Mehrheit, die nur in Internet-Kommentaren ihre Stimme geltend machen kann».
Die jüngste Sympathiebezeugung für Wladimir Putin ist nicht die erste. Bereits am 27. Juni 2021 durfte Roger Köppel auf dem Propaganda-Sender dem Machthaber aus dem Kreml mit den Worten «Putin, Europas letzter Realist» schmeicheln.