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Sonntag
15.04.2018

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Carl Gustaf: «Eine sehr traurige Entwicklung»

Carl Gustaf: «Eine sehr traurige Entwicklung»

Drei Mitglieder der Schwedischen Akademie, die den Nobelpreisträger für Literatur kürt, ziehen sich zurück.

Grund ist eine Affäre um Belästigung, Geheimnisverrat und Veruntreuung. «Eine sehr traurige Entwicklung», nannte der schwedische König Carl Gustaf die Geschehnisse in der «sehr, sehr, sehr wichtigen Institution», über die er von der Ständigen Sekretärin der Akademie, Sara Danius, auf Schloss Drottningholm hatte informieren lassen. Doch alle Probleme seien früher oder später lösbar, fügte der König optimistisch hinzu.

Nacheinander hatten drei Mitglieder der Schwedischen Akademie angekündigt, ihre Ämter bis auf Weiteres niederzulegen. Es handelte sich um den Romanautor und Übersetzer Klas Östergren, den Lyriker und Literaturhistoriker Kjell Espmark, sowie um den Journalisten und Historiker Peter Englund. Später gab auch die 45-jährige Schriftstellerin Sara Stridsberg an, sie erwäge einen Austritt.

Alle vier hatten bei einer Versammlung der Akademie offenbar für den Ausschluss des Akademiemitglieds Katarina Frostenson gestimmt, doch die Ausschlussgegner hatten nach Angaben der Zeitung «Expressen» die Abstimmung mit 8:6 gewonnen. In persönlichen Erklärungen zu ihren Rücktritten sprachen die Unterlegenen von «schweren Problemen» der Akademie und einem Verrat an den Prinzipien ihrer Gründer.

Im Dezember 2017 hatte die Ständige Sekretärin Danius eine Anwaltskanzlei damit beauftragt, die Vorwürfe gegen die Lyrikerin Frostenson und ihren Ehemann, den französischen Fotografen Jean-Claude Arnault, zu überprüfen. Im November hatten 18 Frauen in der Zeitung «Dagens Nyheter» angegeben, Opfer von sexuellen Übergriffen Arnaults geworden zu sein. Am Freitag gab nun auch Sara Danius ihre Demission bekannt.

Arnault leitete einen privaten Kulturverein namens «Forum», der als Sprungbrett für literarische Karrieren galt. Im Zuge seiner sexuellen Übergriffe soll er die Nähe seines Vereins zur Schwedischen Akademie betont haben. So durfte er auch die Räumlichkeiten der Akademie in Paris nutzen – auch dort soll es zu Vorfällen gekommen sein. Jean-Claude Arnault bestreitet alle Vorwürfe.