Auf der Pressefreiheit-Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) belegt Kolumbien den 128. Platz von 180 Ländern. Nebst massiven Anfeindungen, Drohungen und Angriffen von Kriminellen und Paramilitärs wurzelt das schlechte Rating auch in der Tatsache, dass sich ein Grossteil der Massenmedien in den Händen weniger Eigentümer befindet.
So zeigt eine neue ROG-Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Journalistenverband FECOLPER, dass bei den überregionalen Medien zwei Drittel der Leser auf die vier Zeitungen «Q´hubo», «ADN», «El Tiempo» und «Al Día» entfallen. Die beiden grössten Fernsehsender teilen über zwei Drittel des TV-Markts unter sich auf und vereinnahmen 78 Prozent der gesamten TV-Werbeeinnahmen.
Ebenfalls führte die dreimonatige Recherche vor Augen, dass die drei Konzerne Ardila Lülle, Santo Domingo (Valorem) und Sarmiento Angulo durch eine Vielzahl von Publikationen und Sendern 57 Prozent des Markts für alle herkömmlichen Mediengattungen Print, Fernsehen und Radio kontrollieren: Zu Ardila Lülle gehören allein 18 verschiedene Medien, zu Santo Domingo sechs und zu Sarmiento Angulo 17.
Auf dem Regionalzeitungsmarkt ist die Verlagsgruppe El Periódico des Geschäftsmanns Eduardo Suárez Burgos aktiv. Neben ihren elf bereits etablierten Zeitungen weitet die Gruppe nun durch die Tageszeitung Extra mit derzeit 18 Lokalausgaben ihre Aktivitäten auf weitere Regionen aus.
Die Ergebnisse enthalten auch Indizien für die dominierende Rolle von Gratis- und Boulevardzeitungen, die überwiegend im Besitz derselben traditionellen Verlagsgruppen sind. Ferner zeigte sich ein Trend zum Bezahlfernsehen, das mehr als 50 Prozent des gesamten Fernsehkonsums ausmacht.
Fazit: Die Konzentration eines Grossteils der Massenmedien auf wenige Eigentümer begünstigen in Kolumbien die Interessenkonflikte und Selbstzensur. Eine Öffnung des Medienmarktes für weitere Anbieter wäre wünschenswert, aber in nächster Zeit wohl pures Wunschdenken.