Der Schweizer Presserat heisst eine Beschwerde gegen das «Tagblatt der Stadt Zürich» gut. Gegenstand der Rüge ist die am 23. November 2011 erschienene, vom Journalisten Bruno Bötschi verfasste Kolumne «Bötschi klatscht». Der Hintergrund: Seine Kolumne sei nicht umwerfend, er solle doch einen Kurs bei Hildegard Schwaninger belegen. So und noch persönlicher stichelte ein regelmässiger Leser in einer E-Mail mit Fantasieabsender gegen Bruno Bötschi.
Wie du mir, so ich dir: Bötschi reagierte prompt. Er baute die E-Mail in seinen Kolumnentext ein, und konterte die Kritik mit bissigen, bisweilen sogar etwas hämischen Kommentaren an die Adresse des Absenders, den er namentlich kannte und eben auch nannte. Was er besser unterlassen hätte, denn betupft reichte dieser daraufhin Beschwerde beim Presserat ein, weil er öffentlich blossgestellt worden sei.
Der Beschwerde nahm sich nun das Presseratspräsidium an: nämlich der Präsident Dominique von Burg und die Vizepräsidenten Francesca Snider und Max Trossmann. Sie erwogen, «dass der Beschwerdeführer in erster Linie die Nennung seines Namens beanstandet, sich sein Feedback im Gegensatz zu einem Leserbrief oder Online-Kommentar an einen Autor und nicht unbedingt an die Öffentlichkeit richtet und deshalb die Einwilligung des Betroffenen in die Namensnennung nicht ohne Weiteres zu vermuten ist.» Und weiter: «Es war jedenfalls unverhältnismässig, seinen Namen in der beanstandeten Kolumne zu nennen. Zumal der Beschwerdeführer weder eine Person des öffentlichen Lebens ist, noch die Namensnennung anderweitig durch ein überwiegendes öffentliches Interesse gerechtfertigt war.»
Und der Pressrat verfügte am 22. Juni: «`Das Tagblatt der Stadt Zürich` hat mit der Veröffentlichung der Kolumne «Bötschi klatscht» in seiner Ausgabe vom 23. November 2011 die Ziffer 7 der Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten verletzt.»
Seit Anfang dieses Jahres klatscht Bruno Bötschi nicht mehr. «Er wollte die Kolumne von sich aus nicht mehr schreiben. Wir hätten gerne mit ihm weitergemacht», sagte Andy Fischer, Chefredaktor des «Tagblatts der Stadt Zürich», gegenüber dem Klein Report auf Anfrage.