Mehr als ein Jahr nach der Pleite wird das Medienunternehmen KirchMedia vollständig liquidiert. Das Unternehmen werde sein Filmarchiv auflösen, sagte ein KirchMedia-Sprecher am Montag. 2 000 der über 10 000 Filme würden von der TV-Gruppe ProSiebenSat.1 übernommen. Der Rest werde anderweitig verwertet. Gleichzeitig werde für die KirchMedia-Beteiligung von 52,5 Prozent an ProSiebenSat.1 eine neue Gesellschaft gegründet. Nach dem Rückzug des US-Milliardärs Haim Saban warb ProSiebenSat.1-Chef Urs Rohner auf der Hauptversammlung für diesen «Plan B», der auch eine Kapitalerhöhung für die Fernsehgruppe vorsieht. Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» (Montagausgabe) erwartet KirchMedia durch den Filmverkauf an ProSiebenSat.1 in den nächsten Jahren Einnahmen in Höhe von 700 Mio. Euro. Damit bekomme das TV-Unternehmen Zugriff auf den Teil des Filmarchivs mit den attraktivsten Streifen.
Rohner sprach auf der Hauptversammlung von einem Zeitraum von zehn Jahren. Die Bezahlung der Rechte soll dabei entsprechend der bei der Ausstrahlung erzielten Werbeeinnahmen erfolgen. Nach der Pleite im April vergangenen Jahres war KirchMedia zuletzt der Filmhandel als einziges Geschäftsfeld geblieben. KirchMedia sollte nach monatelangem Poker mit anderen Interessenten von dem US-Milliardär Haim Saban übernommen werden. Die Übernahme scheiterte jedoch Anfang Juni. Damit sei nun ein «vorläufiger Schlussstrich unter den monatelangen Verkaufsprozess» gezogen worden, betonte Rohner. Nun trete ein «Alternativplan» in Kraft. Dieser sehe neben der Vereinbarung zum Filmarchiv eine Kapitalerhöhung um 300 Mio. Euro vor. Der Plan solle möglichst noch in diesem Jahr, spätestens aber im ersten Quartal 2004 erfolgen. KirchMedia und die vier Gläubigerbanken des Unternehmens sollen dabei jeweils 150 Mio. Euro beisteuern.
Montag
16.06.2003