Zwischen dem angeschlagenen Filmrechtehändler Leo Kirch und der Spitze des Axel Springer Verlages ist es am Dienstag zu einem offenen Schlagabtausch gekommen. Auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung in Berlin warfen Kirch-Vertreter der Mehrheitsaktionärin Friede Springer und dem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner Mitverantwortung an der Insolvenz der KirchMedia vor. Kirchs Anwalt Ronald Frohne bezichtigte die Verlegerwitwe, den finanziellen Druck auf die angeschlagene Kirch-Gruppe erhöht zu haben, um damit an die Anteile des 40-Prozent-Aktienpakets zu gelangen, das der Medienunternehmer am Springer-Verlag hält. Mit der Ausübung einer Verkaufsoption für die 11,5% die Springer wiederum an der Kirch-Tochter ProSiebenSat.1 Media AG besitzt, habe der Verlag Kirchs Zahlungsschwierigkeiten verschärft. Damit habe der Vorstand unter Einfluss von Friede Springer dem Verlag selber schweren Schaden zugefügt.
«Es geht nicht um einen Rachefeldzug des Leo Kirch», sagte Anwalt Frohne. Der 75-jährige Medienunternehmer und Friede Springer nahmen als Aufsichtsratsmitglieder an der Versammlung teil. Kleinaktionäre forderten eine Abwahl Kirchs als Aufsichtsratsmitglied. Eine Zustimmung der Aktionäre zu den Anträgen Kirchs galt als sicher, da Friede Springer als Mehrheitsaktionärin und Betroffene nicht mitstimmen darf.
Über die PrintBeteiligungs (PB) GmbH besitzt Kirch 40 Prozent der Springer-Aktien. Das Paket war zwar am vergangenen Freitag an die Deutsche Bank gefallen. Bislang hat sie nach Informationen aus Kirch- Kreisen aber nicht auf die Aktien zugegriffen. Kirch hoffe noch immer darauf, das Paket selbst an den Ringier-Verlag verkaufen zu können. Dies hänge aber davon ab, ob sich Springer und Ringier einig würden. Als Kaufpreis für die Beteiligung sind 800 Millionen Euro bis eine Milliarde Euro im Gespräch. Alles zu Kirch-Springer im Archiv
Dienstag
24.09.2002