Der Forscher und Strategieberater Konrad Weber verrät 8 Megatrends, die 2025 unser Leben aus seiner Sicht prägen.
Dazu hat er zum vierten Mal in Folge 30 weltweite Trend-Berichte analysiert und verglichen. Seine wichtigsten Erkenntnisse: Zöger-Reflex – im Zweifel Fake.
«Eine Mehrheit der Menschen geht unterdessen davon aus, dass digitale Inhalte grundsätzlich nicht der Realität entsprechen», so Weber nach dem Studium der Berichte. Dieser Vertrauensverlust führe zu einem Zöger-Reflex, der nicht nur die Informationssuche sondern auch Kaufentscheidungen, Produktebewertungen und soziale Interaktionen betreffe. Für Weber wirkt die jüngste Ankündigung aus dem Hause Meta wie ein Brandbeschleuniger: «Instagram plant, im nächsten Jahr eine KI-Bearbeitungsfunktion einzuführen, mit der Nutzer ‘fast jeden Aspekt ihres Videos verändern können`.»
Ein weiterer Trend wird sich laut Weber verstärken: «Die Umstellung von Such- und Reichweiten-Modellen auf KI-basierte Lösungen hat den finanziellen Druck auf die Medienbranche nochmals massiv verschärft.» Strategisch stünden die Verlage vor der Herausforderung zwischen offensiven und defensiven Ansätzen. Spiegel, BBC, HuffPost blockieren gemäss Weber die Crawler der KI-Modelle, die NewYork Times hat Klagen eingereicht und Axel Springer, AP, Le Monde und Prisa Media schliessen andere strategische Lizenzvereinbarungen ab. Bloomberg und Financial Times bauen eigene interne KI-Lösungen.
Der Trendforscher sieht einen Vormarsch der KI-Agenten. «2024 war das Jahr der Prompts und Chatbots. Nun vollzieht sich der Übergang von KI-Tools mit isolierten Aufgaben hin zu autonomen, agentenbasierten Lösungen.» Diese personalisierten KI-Agenten würden sich beinahe unsichtbar in den Alltag einbetten. Erste Schritte in diese Richtung würden mit der Präsentation der Apple Intelligence und ChatGPT-Integration in die Smartphone-Suche bereits sichtbar.
Radikal verändern wird sich gemäss der Analyse von Weber die Art und Weise, wie wir Infos im Netz suchen. «Was sich in den vergangenen Jahren bereits abgezeichnet hat, wird sich 2025 definitiv durchsetzen: Mit der rasanten Ausbreitung der neuen KI-Suchmöglichkeiten ChatGPT, Search, Perplexity und Gemini endet die Art, wie wir traditionell im Netz nach Informationen suchen.» Dass wenige Schlüsselwörter eine Reihe unspezifischer Resultate lieferten, fühle sich heute schon anachronistisch an. Weber zitiert den Forschungs- und Beratungsdienstleister Gartner, wonach das Volumen der traditionellen Suchmaschinen um 25 Prozent sinken werde.
Money, money, money. Alles wird laut Webers Meta-Analyse zum Marktplatz. «Die Grenzen zwischen Informationsbeschaffung, Unterhaltung und eCommerce verschwimmen zunehmend.» Grosse Einzelhändler investierten massiv in hochwertige Medienangebote und Werbeplattformen wie beispielsweise Digitec/Galaxus, Autodoc oder Walmart. «Während Medienhäuser und Social-Media-Plattformen verstärkt zu Verkaufsplattformen mutieren.» Tiktok verfüge unterdessen über 15 Millionen Händler weltweit. Die japanischen Werber von Dentsu prophezeien für 2025 , «dass ein bedeutender Streaminganbieter einen grossen Einzelhändler kauft – oder umgekehrt».
Neue Sehnsucht nach echten Momenten – statt Doomscrolling. «Jeder Trend erzeugt früher oder später einen Gegentrend», so Weber. Der Trendforscher zitiert den Unternehmens- und Strategieberater Accenture, wonach Social Rewilding mit authentischen Erlebnissen ein Reflex auf die KI-Zukunft sei. Geprägt durch die Auswirkungen der Pandemie-Jahre legten Menschen zunehmend Wert auf Tiefe und Sinnhaftigkeit in ihren Interaktionen. Zusammengefasst kommt Weber zum Schluss: «Es wird nach einem ausgewogenen Umgang mit Technologie gesucht, um Doomscrolling zu verhindern. Die Zunahme von E-Ink-Handys und Dumbphones sind sichtbare Ausprägungen dieses Trends.