Mit Künstlicher Intelligenz seine «eigene» Kunst herzustellen, wird immer beliebter. Die Tools dazu gibt es momentan noch fast gratis.
Die Resultate finden sich im Netz. Dort kann man beim Surfen auf den verschiedensten Seiten Bilder im Stil der Gemälde von berühmten Künstlern wie Rembrandt, Salvador Dalí, Picasso oder auch Michelangelo finden. Diese Werke wurden allerdings nicht von diesen Meistern geschaffen, sondern sie sind maschinell entstanden. Zu finden sind diese Werke auf Nachrichtenseiten, bei Social-Media-Influencern sowie immer häufiger auch bei privaten Postings.
Was die Künstliche Intelligenz schlauerweise verschweigt: Damit sie überhaupt solche Bilder und Gemälde erstellen kann, muss die KI zuerst anhand vorhandener Materialien trainiert werden.
Für diese «Schulung» tragen Tools wie Midjourney, Stable Diffusion und andere mithilfe von «Scraping» unzählige Millionen Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Internet zusammen. Mit den Daten werden die Algorithmen gefüttert.
Rembrandt und Michelangelo können sich nicht mehr gegen diesen Diebstahl ihres geistigen Eigentums wehren.
Noch lebende Kunstschaffende haben in Japan aber jetzt einen Aufstand geprobt, wie dem Wiener «Standard» zu Ohren gekommen ist.
Anlass war ein Bericht von Netflix Japan auf Twitter. In diesem schrieb der Streamingdienst von einem angeblichen «Arbeitskräftemangel» in der Anime-Branche. Deshalb habe man für den kurzen Trickfilm «Dog and Boy» KI-Bilder genutzt.
Der Entscheid, eine billige Software statt anständig bezahlte Künstlerinnen und Künstler für das Filmchen «arbeiten» zu lassen, hat zu einem regelrechten Shitstorm auf sozialen Medien geführt, wie die Nachrichten-Webseite Mashable berichtet.
Die Kommentare zum Netflix-Bericht auf Twitter sind wenig freundlich: «Ich kenne eine Menge Animationskünstler, die Arbeit suchen. Falls ihr Schwierigkeiten habt, sie zu finden…», schreibt ein User. Ein anderer meinte zur vermeintlich intelligenten Kreativität von Netflix: «Darauf kann man nicht stolz sein, meine Lieben.»
Das Problem mit der digitalen Raubkunst wird nicht umgehend gelöst werden. In den USA läuft aber bereits eine Sammelklage gegen die Tools Midjourney, Stable Diffusion und die Kunstplattform Deviant Art. Den Unternehmen werden Urheberrechtsverletzungen vorgeworfen, weil sie «Kopien von Milliarden urheberrechtlich geschützter Bilder ohne Erlaubnis heruntergeladen oder anderweitig bezogen» hätten.
Geklagt hat auch schon die Bildagentur Getty Images. Diese wirft Stable Diffusion vor, die KI-Firma habe «die Rechte an geistigem Eigentum, einschliesslich des Urheberrechts an Inhalten, die Getty Images gehören oder von Getty Images vertreten werden», verletzt.
Ganz aktuell stellt sich das Problem auch bei der App Lensa Al. Mit diesem Tool zur Fotobearbeitung können Selfies mit Künstlicher Intelligenz mit ein paar einfachen Klicks zu kunstvoll wirkenden «Avatar-Fotos» umgewandelt werden.
Laut Statistika ist die App zwischen November und Dezember 2022 sechs Millionen Mal heruntergeladen worden. Auch hier kritisieren Künstlerinnen und Künstler die App, weil sie die hochgeladenen Bilder «häufig im Stil eines bestimmten Kunstschaffenden verändert», wie es in einem Bericht der «Berliner Zeitung» heisst. Urheberechte würden dabei noch keine bezahlt.