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Mittwoch
19.06.2024

Medien / Publizistik

KunstlicheIntelligenz-perfektioniert-Fakenews-wie-DieWelt-in-einemArtikel-schreibt-KleinReport

«Die Welt» thematisiert einen Aspekt der künstlichen Intelligenz, der die Glaubwürdigkeit des Journalismus unterwandert.

So mancher Medienunternehmer sieht in der künstlichen Intelligenz das Wundermittel zur Geschäftsoptimierung: Weniger Personalkosten, erhöhte Effizienz und Geschwindigkeit, gesteigerte Präzision. Der Computer schreibt Texte und liefert per Mausclick jedes gewünschte Foto – gratis und franko.

Doch dies ist nur die halbe Wahrheit. Für den Klein Report ist klar, dass die künstliche Intelligenz sich bereits jetzt auf einem so hohen Niveau bewegt, dass sie den Übergang zwischen Wahrheit und Lüge, Original und Fälschung, Topnachrichten und Fake News spielend überwindet und kaschiert.

Da ist beispielsweise in Russland ein deutscher Nachrichtensprecher zu sehen, der mit stoischer Miene eine Depesche verliest, in der es heisst: «Die Pädophilie wurde in Deutschland legalisiert».

In einem anderem Beispiel ist die Szene zu sehen, wie sich der amerikanische Präsident Joe Biden völlig entgeistert aus einer öffentlichen Zeremonie entfernt. Oder ein anderes Video vermittelt eine Szene, wie der französische Präsident Emmanuel Macron seinen russischen Amtskollegen Vladimir Putin innig umarmt und mit ihm ein sichtbar freundliches Gespräch führt.

In einem Artikel der Tageszeitung «Die Welt» wird dieses Thema – auch im Hinblick auf die kommenden US-Präsidentschaftswahlen – minutiös aufgearbeitet.

Unter dem Titel «Wie Deepfakes Wahlen beeinflussen» legt Autorin Katie Paul, die Direktorin des sogenannten «Tech Transparency Project», dar, wie mit künstlicher Intelligenz gezielt die öffentliche Meinung beeinflusst wird. Beispielsweise behauptet ein KI-generierter Fernsehmoderator, ein taiwanesischer Präsidentschaftskandidat habe uneheliche Kinder. Es taucht eine verdächtige Tonaufnahme auf, in der ein slowakischer Kandidat Pläne zum Stimmenkauf und zur Erhöhung des Bierpreises macht.

Da in diesem Jahr in mehr als 80 Ländern Wahlen stattfinden, erhalten die USA einen beunruhigenden Vorgeschmack darauf, wie KI zur Verbreitung von Lügen und zur Manipulation von Wählerinnen und Wählern eingesetzt werden kann – und wie Social-Media-Unternehmen es nicht schaffen, den Schaden zu begrenzen.

Auch Taiwan liefert ein Beispiel dafür, wie sich dies auswirkt. Als die Wahlen auf der Insel im Januar näher rückten, tauchten in den sozialen Medien Videos von KI-generierten Fernsehmoderatoren auf, die Falschmeldungen vorlasen, wonach der Präsidentschaftskandidat Lai Ching-te uneheliche Kinder habe. Forscher vermuten, dass die Volksrepublik China, die Lai Ching-te und andere Politiker, welche für die Souveränität Taiwans eintreten, bekämpft, hinter dem Video steckte.

Gemäss Paul sind solche Täuschungen möglicherweise nur der Anfang und die erste Anwendungsmöglichkeit, um die Wahrnehmung der Wählerschaft zu verfälschen.

Die breite Verfügbarkeit von Tools, mit denen sich KI-Inhalte leicht erstellen lassen und die mangelnde Bereitschaft von Social-Media-Unternehmen, Wahllügen zu kontrollieren, schaffen die perfekten Voraussetzungen für eine beispiellose Wählermanipulation.