«Liebe Hörer, wir unterbrechen unsere Hörspielfolge. In tiefster Bestürzung haben wir Ihnen eine Trauernachricht durchzugeben», so klang es am 22. November 1963 aus dem Schweizer Radio. «Heute Abend ist auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy in Dallas, Texas ein Attentat verübt worden.»
Dieses wichtige Zeitdokument spielte Christoph Stuehn, Direktor des Vereins Memoriav, der sich für die Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts einsetzt, am Swiss Radio Day vor.
«Audiovisuelle Dokumente spielen in der Überlieferung unserer Kulturgeschichte eine zentrale Rolle», sagte Stuehn am Mittwoch am Radio Day. «Das gilt insbesondere auch für das Medium Radio. Seit der Entstehung des Radios in den 1930er-Jahren waren und sind es oft Radiosequenzen, die uns an bedeutende Ereignisse unserer Geschichte erinnern.»
Stuehn illustrierte seine Rede über die Geschichte des Mediums Radio mit einer Auswahl wichtiger Radiosendungen. Neben der ersten Meldung zum Attentat auf Kennedy führte er die Vereidigung von General Guisan, einen Beitrag zur eidgenössischen Volksabstimmung über das Frauenstimmrecht und eine Newsmeldung zum Anschlag auf das World Trade Center vor. Das Fachpublikum aus der Radio- und Mediabranche reagierte teilweise belustigt, teilweise beeindruckt auf die verschiedenen Tondokumente.
«Die Radioschaffenden müssen sich bewusst sein, dass sie mit ihrer wertvollen Arbeit sozusagen jeden Tag an der Überlieferung unserer Kultur und Geschichte mitarbeiten. Das ist eine wunderbare Aufgabe, aber auch eine grosse Verantwortung», sagte Stuehn über die soeben gehörten Radiosendungen. Das Radio bezeichnete er als wichtiges Medium der Informationsvermittlung, nicht nur in schwierigen Zeiten.
Die Langzeiterhaltung audiovisueller Dokumente sei weiterhin eine grosse Herausforderung, die nur gemeinsam gemeistert werden könne, so der Memoriav-Direktor. «Zur Arbeit von Memoriav gehört auch die Sensibilisierung der Gesellschaft und Politik für den Wert und die Verletzlichkeit dieses wertvollen Kulturgutes.»