Schönredner, Strippenzieher und «Sultan of Spin» sind seine Übernamen in britischen Politikerkreisen. Die Medien sagens unverblümter: Sie werfen Alastair Campbell Manipulation, Lügen und Einschüchterungen vor. Vor allem steht der 46-Jährige im Ruf, die Redaktionen im Land persönlich einzuschüchtern und Druck auf Journalisten auszuüben. Seit 2001 ist Cambell Kommunikationschef in der Downing Street, doch derzeit wird die Luft dünn für ihn. Der Tod des Waffenexperten David Kelly, welcher der BBC gesagt haben soll, dass Campbell persönlich für aufgebauschte Informationen über irakische Massenvernichtungswaffen verantwortlich sein soll, die ein Hauptargument für den Krieg lieferten, könnte Cambell nun das Genick brechen.
Angefangen hat Campbells Feldzug an die Macht nach einem Fremdsprachenstudium in Cambridge mit dem Verfassen kleiner Pornogeschichten für ein Männermagazin. Später arbeitete er beim linksgerichteten Boulevardblatt «Daily Mirror» - dort schrieb er zuletzt fürs Politikressort. 1994 schloss er sich dem damaligen Oppositionsführer Tony Blair an. Und als der Shootingstar der Labour-Partei 1997 die Parlamentswahl gewann, machte er Campbell zu seinem Pressesprecher, später bei seiner Wiederwahl im Jahr 2001 zum Informationschef.
In der Regierung hat sich Cambell praktisch unentbehrlich gemacht: Per Videokonferenz schaltet er sich regelmässig in die Sitzungen eines im vergangenen Jahr von der US-Regierung gegründeten Kommunikationsbüros ein. Dieses soll für eine möglichst grosse Verbreitung der Ansichten der USA in der Welt sorgen. Seine Lebensgefährtin Fiona Millar, mit der er drei Kinder hat, ist Beraterin von Blairs Ehefrau Cherie.
Ende Mai nun berichtete der BBC-Reporter Andrew Gilligan unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter, Campbell habe persönlich dafür gesorgt, dass das Regierungsdossier über irakische Massenvernichtungswaffen «sexier» gemacht wurde, um damit eine Rechtfertigung für den Krieg zu liefern.
Zunächst prallte dieser Vorwurf allerdings von Campbell ab. Vielmehr drehte er den Spiess um und forderte von der BBC eine Entschuldigung; ein Parlamentsausschuss sprach ihn von Manipulationsvorwürfen frei. Die Wende kam mit Kellys Tod. Diese Woche nun sagte Campbell vor dem Untersuchungsausschuss von Lordrichter Brian Hutton aus. Dort wies er erneut - wen erstaunts? - alle Vorwürfe zurück.
Mittwoch
20.08.2003