Trotz Auflagenschwund, «Lügenpresse»-Vorwürfen und erbosten Blog-Kommentaren: Eine generelle Glaubwürdigkeitskrise der Medien konnte eine Studie des ZDF nicht bestätigen. Doch es besteht Luft nach oben.
«Die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung ist für alle Medien ein wichtiges Thema, für einen öffentlich-rechtlichen, von allen finanzierten Sender ist es die Existenzgrundlage», schrieb ZDF-Intendant Thomas Bellut in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» zum Hintergedanken der Umfrage.
Am glaubwürdigsten schnitten die Tageszeitungen ab. Mit +2,5 Glaubwürdigkeitspunkten lagen die regionalen Blätter an der Spitze, gefolgt mit +2,4 von überregionalen Tageszeitungen wie der «Süddeutschen» oder der FAZ. Schrumpfende Auflagenzahlen sind demnach nicht gleichzusetzen mit schwindendem Vertrauen der Leser.
Wochenmagazine wie «Spiegel» oder «Focus» bekamen +2,2 Punkte. Die öffentlich-rechtlichen Sender kamen mit +2,0 auch ganz passable davon. Abgeschlagen mussten sich die privaten Sender mit +0,1 Punkten knapp im grünen Bereich Platz nehmen. Die methodischen Details der hauseigenen ZDF-Studie verriet Bellut allerdings nicht.
Am schlechtesten schnitt die «Bild» mit -2,0 ab. Nur wenig glaubwürdiger wurden die Sozialen Netzwerke mit -1,4 Punkten eingestuft.
Krux der Umfrage: Nur die «Bild»-Zeitung wurde gesondert als einzelner Titel abgefragt. Die anderen Zeitungen nur zusammengefasst als Gruppe. Befragt wurden 1019 Personen. Sie stuften die Medien nach der Bewertungsskala des Politbarometers zwischen -5 (unglaubwürdig) und +5 (glaubwürdig) ein.
Die von der ZDF-Forschungsgruppe Wahlen im Juni durchgeführte Umfrage war zunächst nur für interne Zwecke konzipiert gewesen. Da sich die Ergebnisse aber von allgemeinem Interesse entpuppt haben, schrieb Thomas Bellut einen «Gastbeitrag zur Debatte über die Glaubwürdigkeit der Medien» für die FAZ.