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Mittwoch
14.05.2008

Der Klein Report setzt die Interview-Serie über Mediamissstände (Fall Ruzicka) mit Spitzenvertretern der Schweizer Werbewirtschaft fort. Diesmal kommt Martin Schneider, Direktor der Publisuisse, zu Wort. «Wir arbeiten nicht mit agenturbezogenen Bonifikationen und alle Agenturen verfügen über die gleichen Rahmenbedingungen bei Publisuisse», sagt Schneider klipp und klar. Er weist auch daraufhin, dass die Leistungen der Mediaagenturen entsprechend «honoriert und fair abgegolten» werden.

Klein Report: Welche Gründe gibt es für Publisuisse, in der Arbeitsgruppe gegen Mediamissstände der SW Schweizer Werbung mitzuarbeiten?
Martin Schneider: Publisuisse hat ein grosses Interesse an einem transparenten und funktionierenden Medienmarkt in der Schweiz. Entsprechend unterstützen wir alle Branchen-Initiativen, die darauf abzielen, dass die Rahmenbedingungen so gesetzt sind, dass alle Marktteilnehmer ihre Funktion professionell ohne verzerrende Einflüsse wahrnehmen können.

Klein Report: Was erwarten Sie sich als grösster TV-Vermarkter der Schweiz von dieser Arbeitsgruppe?
Schneider: Dass Möglichkeiten und Wege gefunden werden, auf konstruktive Weise transparente Rahmenbedingungen zu schaffen. Wichtig ist, dass keine voreiligen, einseitigen Schuldzuweisungen gemacht werden und sich jeder der Akteure seiner Rolle, Verantwortung aber auch Verpflichtungen innerhalb der Wertschöpfungskette bewusst ist. Dazu bedarf es auch einer Einigkeit innerhalb der Branche, wer z. B. die Mediaagenturen für ihre Leistungen bezahlen soll.

Klein Report: Ein deutscher TV-Vermarkter (SevenOne Media) ist mit dem Versuch gescheitert, den Markt verändern zu wollen. Was werden Sie anders machen?
Schneider: An dieser Stelle muss klar festgehalten werden: Die Situation im Schweizer Markt ist nicht vergleichbar mit Deutschland. Die Rahmenbedingungen sind anders. Bei der SW-Arbeitsgruppe handelt es sich um eine Branchen-Initiative, die alle Player einbindet. Entsprechend ist die Situation der Publisuisse auch absolut nicht vergleichbar mit der Situation von SevenOne Media.

Klein Report: Wie gestaltet sich der Umgang mit Freispots zwischen Publisuisse und den Mediaagenturen?
Schneider: Für die Mediaagenturen gibt es von Publisuisse keine Freispot-Kontingente, wie dies in Deutschland der Fall ist.

Klein Report: Wie sichert Publisuisse Transparenz bei agenturbezogenen Bonifikationen - um damit das Buchungsverhalten der Mediaagenturen nicht zu beeinflussen?
Schneider: Wir arbeiten nicht mit agenturbezogenen Bonifikationen und alle Agenturen verfügen über die gleichen Rahmenbedingungen bei Publisuisse. Entsprechend ist die Transparenz automatisch gesichert und es findet keine Beeinflussung der Mediaagenturen statt.

Klein Report: Welche Geldflüsse bzw. konkreten Fälle von Intransparenz gilt es aus Ihrer Sicht zu unterbinden?
Schneider: Aus meiner Sicht gilt es, alle Geldflüsse oder möglichen Fälle von Intransparenz zu unterbinden, die dazu führen könnten, dass die Mediaagentur in der Wahl der Medien, Ausgestaltung der Belegungspläne und Splits beeinflusst wird und damit ihre neutrale Position und Treuhänderfunktion in Frage gestellt wird. Dazu muss aber gesagt sein: Konsequenterweise müssen aber die Leistungen der Mediaagentur auch entsprechend vom Empfänger der Leistungen, nämlich dem Werbeauftraggeber, honoriert und fair abgegolten werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Mediaagentur neutral und treuhänderisch mit den ihr anvertrauten Budgets umgeht. Eine angemessene Abgeltung der Mediaagentur durch die Werbeauftraggeber zahlt sich immer aus. Alles andere öffnet Tür und Tor für Refinanzierungsbedarf aus anderen Quellen.