Content:

Freitag
15.08.2003

Was wären die Italiener ohne ihr Telefonino? Früher war es das tragbare Miniradio, das die Herrschaften auf ihren Spaziergängen den Palmenpromenaden des Meeres entlang an ihr Ohr drückten, um das neueste Sportresultat - neben Kindergeschrei und dem «Ciao!» hier «Ciao!» dort - nicht zu verpassen. Doch seit einigen Jahren leiden die Italiener an einem andern Syndrom: Die so genannte «Telefonitis» hat den Stiefel in ihrem Griff. Ob im Restaurant, Museum, an der Uni, auf Strassen oder in Apotheken - überall bimmeln und klingeln Millionen von Handys in allen Tonarten. Und ein Ende des Telefonino-Fiebers ist nicht in Sicht: Der neuesten Studie des italienischen Statistikamtes Istat zufolge hat sich die Zahl der Haushalte mit einem Mobilfunktelefon zwischen 1997 und 2002 von 5,7 auf 16,6 Millionen fast verdreifacht. Über 84% der Menschen zwischen Mailand und Messina besitzen mittlerweile ein Handy.

Damit ist Italien nach Luxemburg (97,9%) das Land mit der höchsten Handy-Dichte in Europa. Auf dem dritten Platz folgt Österreich (80,8%). Um nicht zu viel Geld in die «Telefonitis» zu investieren, verzichten immer mehr Italiener dagegen auf ein Festnetztelefon. Die Zahl der Bürger, die nur noch mit Handy telefonieren und gar keinen festen Anschluss mehr haben, ist im untersuchten Zeitraum von 1,6 auf 13,1% gestiegen. Trotz aller Verbote ist das Handy selbst in Grundschulen im Dauereinsatz. «Mamma», heisst es dann beispielsweise von soeben eingeschulten Sechsjährigen, «der Lehrer hat mich soeben zurechtgewiesen.»