In einem neuen Bericht zur Lage der Pressefreiheit in Kambodscha beklagt Reporter ohne Grenzen (ROG) die staatliche Verfolgung von oppositionellen und kritischen Medien. «Vor vier Jahren versprach der kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen, kein Journalist solle für das, was er schreibt verhaftet werden», heisst es in dem Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Repressionen gegen Medienvertreter gingen jedoch unvermindert weiter. Viele Journalisten sähen sich aufgrund ihrer Berichte oder Recherchen mit Klagen konfrontiert. Zehn rechtliche Verfahren wurden seit Januar 2009 gegen oppositionelle und unabhängige Journalisten eingeleitet, kritisiert der ROG-Bericht weiter. Höhere Beamte zögerten nicht, vor Gericht zu gehen, um Rache für unverblümte Artikel und Berichte zu suchen.
Der ROG-Bericht basiert auf den Ergebnissen der Untersuchungen eines Vertreters der Organisation vor Ort: Bei seinem Besuch in dem südostasiatischen Königreich traf der Rechercheur im vergangenen Dezember unter anderem mit kambodschanischen Politikern wie dem Informationsminister, mit Diplomaten, Herausgebern, Journalisten und Vertretern von Menschenrechtsorganisationen zusammen.
Reporter ohne Grenzen beleuchtet in der neuen Publikation auch die strenge staatliche Kontrolle der Presse sowie die geringe Vielfalt der Medienlandschaft des Landes: Von den rund 300 beim Informationsministerium registrierten Zeitungen erscheinen nur 30 regelmässig. Die grosse Mehrheit der Printmedien sowie Fernseh- und Radiostationen unterstützen die Regierung oder stehen ihr nahe. Dagegen sind oppositionelle und kritische Zeitungen im Verschwinden begriffen: Mit Klagen und Drohungen werden sie zum Beispiel unter Druck gesetzt oder Anzeigenkunden bleiben aus. Die schlechte Bezahlung von Journalisten, Erpressung von Medienvertretern und deren Bestechlichkeit werden in dem Bericht ebenfalls thematisiert.
Dienstag
23.02.2010



