Sie war Chief Product Officer «Blick» und Ringier Global Media sowie Mitglied der Geschäftsleitung Blick. Am 1. Juli wurde bekannt, dass Katia Murmann sich entschieden hat, die Blick-Gruppe zu verlassen.
Der Klein Report hat Katia Murmann zu den Details ihrer Beweggründe befragt.
Sie haben sich entschieden, die Blick-Gruppe zu verlassen. Was waren Ihre Beweggründe?
Katia Murmann: «Der Entscheid ist mir sehr schwergefallen. Aber nach neun Jahren bei ‚Blick‘ ist für mich der richtige Moment, um den nächsten Schritt zu machen. Ich konnte in den letzten Jahren sehr viel bewegen und aufbauen. In meiner Zeit als Chefredaktorin von blick.ch zum Beispiel die Transformation des Newsrooms ins Digitale, den Aufbau des Data-Teams mit der Einführung des datenbasierten Arbeitens, den Aufbau des Community-Teams mit einem eigenen Team von Kommentarmoderatoren und -moderatorinnen, aber auch den Aufbau von Podcasts und eines Vertical-Portfolios. Ich durfte EqualVoice mitgründen. Dann, als Chief Product Officer, war ich verantwortlich für die Transformation des IT-Teams, das wir gemeinsam für die Zukunft aufgestellt haben für die stetig steigenden Anforderungen, und ich konnte das Product-Team aufbauen sowie das Marketing. Jetzt steht alles auf stabilen Beinen und ich kann an wunderbare, engagierte Team-Leads übergeben. Das war mir sehr wichtig.»
Sie wollen sich «auf den Ausbau ihrer Mandate fokussieren», wie Ringier mitteilte. Was heisst das konkret? Machen Sie sich selbständig?
Murmann: «Das kann ich Ihnen heute noch nicht sagen. Ich werde jetzt erst einmal meine Aufgaben bei Blick übergeben und dann im Bereich der Global Media Unit bis Ende Jahr tätig sein. EqualVoice und das Mandat als Verwaltungsratspräsidentin der SMD/swissdox werde ich auch darüber hinaus weiterführen. Hinzu kommen meine neuen Mandate und viele Ideen. Ich werde in den nächsten Monaten planen, wie es danach genau weitergeht.»
Sie arbeiten seit fast zehn Jahren für Ringier. Wie schauen Sie auf Ihre Ringier-Zeit zurück?
Katia Murmann: «Mit Freude, Stolz und grosser Dankbarkeit. Insgesamt war ich sogar 13 Jahre bei Ringier. Ich hatte meine erste Stelle nach meinem Studium in München und Teheran als Reporterin beim ‚Blick‘. Schon damals war es nie langweilig und es hatte wunderbare Menschen. Das ist bis heute so. In all den Jahren habe ich so viel gelernt, ich hatte die Möglichkeit, meine Ideen umzusetzen und vieles zu verändern. Dabei bin ich immer auf Menschen gestossen, die mit Herz und Leidenschaft dabei sind. Ringier ist ein grossartiges Unternehmen, in dem man als Mitarbeiter viel erreichen kann.
Welche drei Dinge haben sie bei Ringier vor allem gelernt?
Murmann: «Unternehmertum: aus kleinen Ideen etwas Grosses zu machen. Pioniergeist: bei Trends früh dabei zu sein, auszuprobieren und aber auch aufhören, wenn es nicht funktioniert. Die Macht der Technologie: in Verbindung mit anderen Bereichen wie Content entsteht daraus Grosses. Und, falls Sie einen 4. Punkt erlauben: Führung mit Herz.»
Sie wollen projektweise weiterhin für Ringier arbeiten. Um welche Projekte handelt es sich?
Katia Murmann: «Bis Ende Jahr bin ich noch verantwortlich für die internationale Produktinitiative userX. Sie treibt die Transformation in all unseren Mediabrands in nutzerzentrierte Unternehmen. Auch der Product Stream der First-Party-Data-Initiative ist nach wie vor bei mir. Und natürlich EqualVoice, das Herzensprojekt von Annabella Bassler und mir. Denn leider haben Frauen heute noch immer nicht die gleiche Stimme in den Medien.»
Seit 2019 gehörten sie zur Geschäftsleitung Blick. Sie haben die IT umgewandelt und bauten als Chief Product Officer Blick und Ringier Global Media den Produkt- und Marketing-Bereich um. Hat Ihnen in dieser übergeordneten Funktion die journalistische Handarbeit nicht gefehlt?
Murmann: «Für mich war die Übernahme des Produktbereichs ein wichtiger und logischer Schritt. Als Chefredaktorin habe ich gesehen, wie wichtig es ist, dass wir in diesem Bereich gut aufgestellt sind. Nur wenn Content, Product, IT und auch alle anderen Bereiche Hand in Hand arbeiten, sind wir erfolgreich. Deshalb bin ich froh, dass ich hier die Weichen entsprechend stellen konnte. Was die journalistische Handarbeit angeht: Das wird immer ein Teil von mir bleiben. Ich habe als Journalistin gearbeitet, seit ich 14 war und regelmässig neben der Schule für unsere Lokalzeitung geschrieben habe. Gut und prägnant zu schreiben wird auch in meinen neuen Aufgaben sehr hilfreich sein.»