Wenn Politiker über Medien und Journalisten reden, fallen selten lobende Worte. Wer klatscht schon öffentlich für seine Kritiker? Auch beim SwissMedia Forum, das noch bis morgen dauert, fand die Hauptrednerin, Bundesrätin Karin Keller-Sutter, nur anfangs einschmeichelnde Worte.
Ihre Rede wurde im Aufnahmestudio des Ostschweizer Fernsehens TVO aufgenommen. Ein Krankheitsfall innerhalb der Familie verhinderte ihre physische Anwesenheit im KKL in Luzern.
Im besten Falle, sprach Keller-Sutter zum vollen Saal, seien die Journalisten Watchdogs, also Wachhunde der Demokratie. Sie selber, fügte die Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD) an, sei im Übrigen ein Hundefan.
Damit war dann Schluss mit den Schmeicheleinheiten. Die anderen Schweizer Journalisten liessen sich in folgende drei Kategorien unterteilen: Kläffer, Wadenbeisser und Kettenhunde.
Die Anwesenden quittierten ihre Ausführungen mit Gelächter. Kläffer, das seien Journalisten, die laut aufheulen und nach einer gewissen Zeit wieder verstummen. Weil ihre Kritiken faktenfrei seien. Die Wadenbeisser würden sich in eine Person verbeissen, und die Kettenhunde, das seien Journalisten, die ebenfalls auf Personen losrennen und nicht ablassen mit ihrer Kritik.
Das sagte ausgerechnet die Bundesrätin, die von den Medienvertreterinnen und -vertretern in der Regel schonend behandelt wird.
Man stelle sich nun aber vor, Keller-Sutter würde zum Beispiel an einem Jahreskongress der Schreiner auftreten und behaupten, nebst den ordentlichen Schreinern gäbe es auch die Pfuscher, die Idioten und die Halsabschneider.
Im Unterschied zu anderen Berufsverbänden lassen sich Journalisten solche Disqualifizierungen gerne gefallen. Kettenhunde, Kläffer, Wadenbeisser, wie lustig!
Genüsslich zitierte sie aus einer Studie, die das Vertrauen der Bevölkerung in den Bundesrat mit über 70 Prozent auswies. «Ich verschone Sie nun mit dem ausgewiesenen Vertrauenswert über Journalisten.» Wieder Gelächter im KKL-Saal.
Schade, dass dieses Muster immer wiederkehrt. Nichts gegen Selbstkritik oder solche von Betroffenen. Nur sollte man generell mit Schubladendenken aufhören. Es ist ja auch nicht schön, wenn man von Party-Bundesräten, Schafzüchter-Bundesrätinnen oder Dolmetscher-Magistratinnen redet.