Am 10. Dezember wird im norwegischen Oslo der Friedensnobelpreis offiziell verliehen, zum ersten Mal seit mehr als 80 Jahren an eine Journalistin und einen Journalisten.
Die beiden Preisträger, Maria Ressa von den Philippinen, und Dmitri Muratow aus Russland, stehen gemeinsam für den mutigen Kampf für die Meinungsfreiheit in einer Zeit, in der Demokratie und Pressefreiheit auf vielfältige Weise bedroht sind. Diese Bedrohungen spiegeln sich auch in der Zahl der getöteten Medienschaffenden wider. Nach Zählung von Reporter ohne Grenzen (RSF) wurden in den vergangenen 20 Jahren mehr als 1’600 Journalistinnen und Reporter getötet, 46 von ihnen allein im zu Ende gehenden Jahr 2021.
«Die UNO, die einzelnen Länder und die Zivilgesellschaft müssen entschlossen für das Recht auf freie Berichterstattung eintreten», sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. «Journalismus darf nicht länger bedeuten, dass die Reporterinnen und Reporter um ihr Leben fürchten müssen.»
Die bislang letzte Resolution des UN-Sicherheitsrats zum Schutz von Journalistinnen und Journalisten stammt aus dem Jahr 2015. Seitdem ist die Zahl der jährlich getöteten Medienschaffenden stetig gesunken. Das hat auch damit zu tun, dass sich die Lage in einigen Kriegszonen stabilisieren konnte.
Die intensiven Kampagnen von RSF und anderen Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Pressefreiheit engagieren, hätten zudem dazu beigetragen, internationale Schutzmechanismen zu etablieren. Manche Regionen, etwa Libyen und die Sahelzone, sind schlicht zu gefährlich geworden, um von dort zu berichten. Wer dort arbeitet, läuft Gefahr, gezielt angegriffen zu werden. Dass die Zahl der Morde an Medienschaffenden zurückging, liege auch daran, dass viele Redaktionen wegen der Covid-19-Pandemie weniger Reporterinnen und Reporter ins Feld geschickt haben.
Die beiden jetzt mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Medienschaffenden kommen aus zwei der für Journalistinnen und Journalisten aktuell gefährlichsten Ländern der Welt.
Auf den Philippinen sind in den vergangenen zehn Jahren 33 Journalistinnen und Journalisten getötet worden. 15 von ihnen sind ermordet worden, seit Rodrigo Duterte am 30. Juni 2016 Präsident wurde. Dieser gilt seither als einer der weltweit grössten Feinde der Medienfreiheit.
Seit Wladimir Putins Amtsantritt als Präsident am 7. Mai 2000 sind 37 Medienleute getötet worden. Bei der unabhängigen Zeitung «Nowaja Gaseta» sind seit ihrer Gründung im Jahr 1993 sechs Mitarbeitende, darunter Anna Politkowskaja, ermordet worden.
Ihnen widmet Dmitri Muratow, langjähriger Chefredaktor der Zeitung, seinen Friedensnobelpreis.