Unter dem Titel «Movie Smoking Scorecard» haben die Gesundheitsbehörde von Los Angeles, die American Medical Association Alliance (AMAA) und das California Youth Advocacy Network eine Gemeinschaftsaktion gestartet, mit der sie ein Verbot für Raucherszenen in den für Jugendliche freigegebenen Filmen einführen wollen. Auf Plakaten fragt beispielsweise eine junge Frau «Welche Filmstudios werden mich diesen Sommer zum Rauchen verführen?», berichtete die deutsche Zeitung «Die Welt» am Freitag.
Bis September werden Paramount, Disney Pictures, Sony Pictures, 20th Century Fox, Universal oder Warner Bros an den weltweiten Pranger gestellt. Man kann eine Petition unterschreiben, zum Thema twittern, die Rangliste (Scorecard) bestücken und beispielhafte Videos hochladen. Es wäre das Todesurteil für manchen Kriminalkommissar. Der Blick auf die Filmgeschichte lässt vermuten, dass sich die Rätsel verzwickter Fälle erst in einer dicken Rauchwolke auflösen. Man denke da nur an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes mit der geschwungenen Tabakspfeife oder den Schweizer Wachtmeister Studer mit seiner unauslöschlichen Schwäche für seine Brissago.
Was hätte Lucky Luke wohl dazu gesagt? Mehr als 50 Jahre ritt er durch die Prärie, mit rauchendem Colt und einer Zigarette, die nicht einmal beim Sprechen aus dem Mundwinkel rutschte. Oder Audrey Hepburn: Unvergessen, wie sie in «Breakfast at Tiffany`s» eine Zigarette zwischen ihren Fingerspitzen balanciert. Oder natürlich Humphrey Bogart in «Casablanca». Und 1997 sinniert Jack Nicholson als zwangsgestörter Melvin in «Besser geht`s nicht» in einer Kneipe rauchumwölkt bei Whisky über die «letzte legale Droge».
«Ohne Glimmstängel sind die Filme ebenso aufregend und glaubwürdig», verlautete es aus der AMAA. Und aus dem Gesundheitsamt von Los Angeles: «Es ist höchste Zeit, dass die Filmstudios die Wissenschaft nicht mehr ignorieren. Hollywood handelt unverantwortlich.»
Von dieser Warte aus betrachtet, hätten die Sittenwächter jedoch noch einiges vergessen: Von Waffen etwa spricht keiner. Dabei haben Amokläufe an Schulen die Geschichtsschreibung des Landes befleckt. Und was ist mit Burgern und Eiscreme, die Kinder dick und krank machen? «Wir denken an kein derartiges Filmverbot», sagt ein AMAA-Sprecher. «Es geht um die Todesursache Nummer Eins in Amerika, und dies ist das Rauchen.»
Samstag
11.07.2009



